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„Ghost Artists“ auf Spotify: Schuld sind diejenigen, die die Geister riefen!

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„Ghost Artists“ auf Spotify (Illustration via Midjourney, prompt: Peter Jebsen)

Zu Beginn meiner Zeit als freier (Musik-)Journalist ab Anfang 20 war das Radio 13 Jahre lang mein Lieblingsmedium, und ich bin immer noch Fan. Heute freue ich mich darüber, dass der gute alte Rundfunk durch Podcasts auch Leute erreicht, die (wie größtenteils auch ich) kaum mehr lineare Medien konsumieren.

Gleichwohl nervt mich die „Podcastisierung“ journalistischer Formate. Dazu gehört für mich der Versuch, sich mit einer Flut von Anglizismen bei einem jüngeren Publikum anzubiedern („strange“, „cringe“, „what?“). Strafverschärfend wird das gern mit dem „Presenter-Format“ gekoppelt, dem eitel-banalen „Ich-Journalismus“, bei dem man Reporter/-innen gefühlt minutenlang dabei zuhört oder -schaut, wie sie durch Straßen stapfen, an Türen klingeln und keine Antworten erhalten.

„Geisterjagd – Das Spotify-Geheimnis“ ist ein besonders frustrierendes Beispiel dafür, weil das Thema so unerheblich ist. Geschlagene drei Folgen lang (anderthalb Stunden!) regen sich Janne Knödler und André Dér-Hörmeyer darüber auf, dass es bei Spotify „Ghost Artists“ (Geistermusiker/-innen) gibt. Dahinter stecken Künstler/-innen, die unter unzähligen Pseudonymen und ebenso zahlreichen Fake-Profilen „Musik“ verbreiten, die nicht auffallen soll. Und gern in Playlists für Leute landet, die beim BR-Manuskripte-Schreiben, beim Chillen, beim Sex oder dem manchmal anschließenden Gebären eine dahinplätschernde Geräuschkulisse wünschen, die nicht stört.
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Written by Peter Jebsen

9. Januar 2024 at 23:03

Veröffentlicht in Hören und Sehen, Musik, Podcasts, pop, Radio, Spotify

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„Alles gesagt?“-Podcast: Der junge alte (Bier-)Mann

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Wolf-Biermann-Konzert 1989 in Leipzig (By Bundesarchiv, Bild 183-1989-1201-046 / Waltraud Grubitzsch (geb. Raphael) / CC-BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5424898)


Ich bin überrascht, dass ich mir die vollen 7 Stunden 41 Minuten des ZEIT-ONLINE-Podcasts „Alles gesagt?“ mit Wolf Biermann, Christoph Amend und Jochen Wegner angehört habe: Biermanns Schaffenswerk bedeutet mir wenig, obwohl ich über meine Mutter schon früh eingeführt wurde. Und im Podcast nervten mich immer wieder sein theatralisch-keifendes Gebrüll, seine Verliebtheit in die eigenen Formulierungen und die demonstrativ bescheidene Präsentation seiner Hellsichtigkeit.

Dennoch habe ich durchgehalten, da er aus meiner Sicht in seinem so gut wie unmoderierbaren Wortschwall sehr viele kluge Sachen sagte und mit seinen ausschweifenden und am Ende trotzdem oft pointierten Erzählungen das ist, was in den Zeiten, als ich während meiner USA-Aufenthalte intensiv Late-Night-Talk-TV verfolgte, als „Raconteur“ bekannt war. (Zu meinen Favoriten gehörten damals Peter O’Toole und Jonathan Winters, bei denen allerdings Biermanns politische Dimension fehlte.)
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Written by Peter Jebsen

19. November 2023 at 21:39

Jing Jing in Hamburg: Toller Thai, aber nicht für mich

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Pad Krapao Gai (Bangkok, 17,90 Euro): gebratene gehackte Hühnerkeule, Heiliges Basilikum, Chili, Knoblauch, Spiegelei (Foto: Peter Jebsen / All rights reserved)


Jing Jing
Waterloohain 7
22769 Hamburg
Keine Telefonnummer, Reservierung nur online möglich

Am vergangenen Mittwoch waren wir mit der Qype City Night Hamburg (eine für alle offene Genießergruppe, die im Monatstakt neue Restaurants ausprobiert, aber auch immer mal wieder bei alten Bekannten einkehrt) im hochgehypten Jing Jing. Übereinstimmender Eindruck, bevor Getränke und Speisen kamen: Der Laden ist perfekt für Leute, die sich nicht viel zu sagen haben. Wegen der lauten Musik konnte man oft nicht mal die direkten Sitznachbar/-innen ohne Brüllen verstehen.

Das Essen war klasse (und „authentischer“ als üblich, soweit ich das ohne eigenen Thailandbesuch beurteilen kann), aber die kleinen Portionen hatten sehr ambitionierte Preise. So kosten drei Chicken Wings 12,90 Euro, Larb Dip Nua (Rindertartar) als Vorspeise 15,90 Euro. Auf dem Foto seht ihr die Hauptspeise Pad Krapao Gai (Bangkok, 17,90 Euro): gebratene gehackte Hühnerkeule, Heiliges Basilikum, Chili, Knoblauch, Spiegelei.
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Written by Peter Jebsen

25. Oktober 2023 at 21:47

Eine Feier für Berthold aus Barmbek

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Konzert zu Bert Kaempferts 100. Geburtstag (Foto: Peter Jebsen / Alle Rechte vorbehalten)

Executive Summary: Wer heute Abend in Hamburg Zeit für und Lust auf ein großartigea Musikevent hat, sollte sich noch schnell ein Ticket für die Laieszhalle sichern.

Jetzt zu den Details: In meinem früheren Leben als Musikjournalist habe ich in Europa und den USA unzählige Weltstar-Konzerte erlebt. Aber kaum eines hat mich so sehr begeistert und gerührt wie der gestrige Abend in der Laeiszhalle anlässlich des 100. Geburtstags von Bert Kaempfert.

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Written by Peter Jebsen

22. Oktober 2023 at 12:54

Veröffentlicht in Events, Live-Musik, Musik, pop

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International Journalism Festival for foodies and barflies: #IJF23 guide to Perugia

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Perugia (#IJF17)
From today (April 19, 2023) until Sunday (April 23), beautiful Perugia hosts the free International Journalism Festival for the 17th time. You’ll get all the basic infos here:

I prepared a map with all the festival locations and added my personal restaurant and bar recommendations which I collected between 2016 and 2019. (The 2020 and 2021 editions were canceled, and I didn’t make it to Perugia last year.) With the slider in the upper left corner, you can have a look at the list of entries:


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Written by Peter Jebsen

19. April 2023 at 12:28

Yoko Ono zum 90.: Unser Interview im Dakota Building – Zeitreise in die ‘80er

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Yoko Ono

Foto: Alexander Plushev (This file is licensed under the Creative Commons Attribution 2.0 Generic license.)

Yoko Ono wurde am Samstag (18. Februar 2023) 90. Das erinnerte mich daran, dass ich sie 1984/85 im New Yorker Dakota Building besuchte, für ein Interview übers Tributalbum „Every Man Has a Woman“. Durch Zufall fand ich gerade eine Print-Version aus der MusikExpress/Sounds-Ausgabe März 1985 wieder, die ich hier dokumentiere.

Damaliger Vorspann: Mit Beschimpfungen hat Yoko Ono zu leben gelernt. Wurde ihr früher die Trennung der Beatles in die Schuhe geschoben, so wirft man ihr heute vor, die Verwaltung von Lennons musikalischem Erbe mit eigenen Interessen zu verknüpfen. Selbst ihre ärgsten Feinde aber werden kaum leugnen, dass die 52jährige Japanerin eine ungewöhnliche Frau und faszinierende Gesprächspartnerin ist. Peter Jebsen, der Yoko Ono im berühmten Dakota Building in New York besuchte, kann das nur bestätigen.

Das Album „Every Man Has a Woman“ aus dem Jahr 1984 ((Wikipedia)

PJ: Die LP EVERY MAN HAS A WOMAN stellt Songs vor, die zwar von dir geschrieben, aber von anderen Musikern interpretiert wurden. Warum?

Yoko Ono: Das Projekt hatte sich ursprünglich John ausgedacht: er wollte mir die LP zu meinem 50. Geburtstag schenken. Ihn hat es immer furchtbar frustriert, dass die Medien mich so abschätzig behandelten und nicht mein wahres Ich zeigten.

Selbst die Fotos, die man auswählte, waren – nur um mich abstoßend zu machen – immer von einem ungünstigen Winkel aus aufgenommen. Insofern sollte die LP das fortführen, was John begonnen hatte.

Wollte John damit gleichzeitig auch die Songwriterin Yoko Ono einer breiteren Öffentlichkeit vorstellen?

Ja… während unserer gesamten Beziehung hat mir John ständig gesagt, dass die Leute aufgrund ihrer Animosität mir gegenüber nie meine Songs hören würden: Sie sähen primär in mir die unerwünschte Person.

Wenn ich also von anderen Musikern meine Stücke interpretieren ließe, dann werde die Welt anerkennen, wie gut sie seien. Das hat John mir wieder und wieder gesagt.

Er hoffte vermutlich, zu meinem 50. Geburtstag werde die Welt mir vergeben; und dass es problemlos für ihn sei, kompetente Musiker für dieses Projekt zusammenzutrommeln.

Für was soll oder sollte die Welt dir vergeben?

Ich weiß – für was sollte die Welt mir vergeben? Das frage ich mich auch oft. Ich will nun mal nicht ständig in einer Position stecken, in der ich mich mit dem Rücken zur Wand verteidigen muss.

Es dreht sich doch darum, dass ich mit einem überdimensionalen Helden der westlichen Welt zusammengelebt habe. Viele Außenstehende meinen ja immer noch, ich hätte die Beatles auseinandergebrochen; dafür wurde ich zehn Jahre lang angegriffen. Stellt man mir heutzutage diese Frage, muss ich einfach nur lachen: Ich bin dagegen mittlerweile immun.
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Written by Peter Jebsen

21. Februar 2023 at 21:54

Veröffentlicht in Künstler/Bands, Musik, rock

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„Spur des Blutes“ (WDR): Ein „Tatort“ zum Fremdschämen

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 Frank Baumgartner (Josef Hader), Freddy Schenk (Dietmar Bär) und Max Ballauf (Klaus J. Behrendt)

Frank Baumgartner (Josef Hader), Freddy Schenk (Dietmar Bär) und Max Ballauf (Klaus J. Behrendt), Foto: WDR/Bavaria Fiction GmbH/Martin Valentin Menke

Die jüngste Episode „Spur des Blutes“ bestätigte mich darin, bei allen „Tatorten“ außer Wien (Bibi Fellner rules!) zur Vermeidung von Zeitverschwendung negative Vorabkritiken wirklich ernst zu nehmen. Gestern Abend: A) papierne Dialoge, die vor allem in meiner früheren Wahlheimat Köln *niemand* so aufsagen würde; B) abstrus-unglaubwürdige Handlungsdetails, die immer wieder für unfreiwillige Heiterkeit sorgten; und C) unfassbar plumpes Knallchargentum, das durch A) neue Tiefpunkte in der „Tatort“-Geschichte schuf (Leo Mornar als Theresa Krohn: „Meine Tochter war eine billige Straßennutte.“). C) verblüffte mich umso mehr, als es bei der Besetzung auch einen überraschenden Glücksgriff gab: in Person des wunderbaren Josef Hader.
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Written by Peter Jebsen

24. Oktober 2022 at 18:28

Veröffentlicht in Medien, TV

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Osteria La Botte: Italienisch schlemmen in Bahrenfeld

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Osteria La Botte

Osteria La Botte (Photo: Peter Jebsen/All rights reserved)

Bahrenfelder Steindamm 109 B
22761 Hamburg
Telefon: (040) 76481777
osteria-la-botte-hamburg.eatbu.com

Es macht Spaß, außerhalb meiner Wohnungs- und Arbeitskieze Nachbarschaftsrestaurants zu entdecken, die von der ersten Minute an sympathisch wirken und bei denen das Essen den spontanen positiven Eindruck noch übertrifft.
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Written by Peter Jebsen

14. Oktober 2022 at 0:26

Manfred Krug: Misanthrop, Pingelkopp und Sensibelchen

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Manfred Krug

Manfred Krug (Foto: Bundesarchiv, Bild 183-K0622-0001-001 / Katscherowski (verehel. Stark), / CC-BY-SA 3.0)

Irgendwie hatte das verdammte Virus auf mich den Effekt, dass es bei mir auch ohne eigene Infektion den Schreibdruck hemmte. Aber langsam wird es Zeit, dieses Blog mal wieder zu reaktivieren – bevor es sich endgültig in die Menge der Internet-Leichen einreiht.

Auslöser ist ein tolles Hörbuch, das ich kürzlich auf Facebook empfahl: Manfred Krugs „Ich sammle mein Leben zusammen: Tagebücher 1996 – 1997“, auf das ich durch Olli Schulz und den durch ihn im „Fest & Flauschig“-Podcast angefixten Jan Böhmermann aufmerksam wurde. Beide (und dann auch ich) beömmelten sich darüber, wie Krug mit ein paar knappen, brillant formulierten Sätzen frühere Kolleg/-innen und die Menschheit als solche verbal vernichtete.

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Written by Peter Jebsen

16. Mai 2022 at 22:41

Wie Gin Mälzer in Sachen MwSt.-Senkung für Speisen in Bars mit der Corona-Gazpacho in die Bresche sprang

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Joerg Meyer von Le Lion – Bar de Paris postete gestern dieses Video:

Mein Kommentar per Facebook:

Sehr langer, sehr engagierter Rant von Joerg Meyer (Le Lion – Bar de Paris). Er kritisiert die vom 1. Juli 2020 bis 30. Juni 2021 geplante Senkung der Umsatzsteuer in der Gastronomie für Speisen auf 7 Prozent: Die dürfte seiner Einschätzung nach nicht viel bringen, da er damit rechne, dass der Umsatz im Gastgewerbe nach einer Wiedereröffnung der derzeit geschlossenen Betriebe erst mal nur schleppend ansteigen werde.
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