Cockney Pride (Piccadilly): Von schönen Zufällen und der „kleinen Welt“ Internet
Auch wenn das zu Anfang nicht so rüberkommen mag: Irgendwann am Ende dreht sich dieser Beitrag auch um schöne Zufälle und die „kleine Welt“ Internet. 😉
Los geht’s:
Vor circa drei Monaten schrieb ich bei Qype einen englischsprachigen Beitrag über den Pub Cockney Pride am Londoner Piccadilly Circus. Den habe ich vor langer, langer Zeit kennen gelernt – durch den großartigen englischen Fotografen David Taylor, den das Schicksal nach Wolfsburg verschlagen hatte.
Als ich dort mit 14 während eines schulischen Betriebspraktikums bei der Lokalzeitung „Wolfsburger Nachrichten“ aufschlug und mich für Fotografie zu interessieren begann, nahm mich David netterweise unter seine Fittiche. Er gab mir wertvolle „Tipps und Tricks in der Dunkelkammer“, durch die ich so fit wurde, dass ich David schon mal während meiner Schulferien (und später als Volontär einer Kölner Zeitung während meines Urlaubs) bei den WN als Fotograf vertreten konnte.
Irgendwann traf es sich, dass David, ein Schulfreund und ich zufällig zur gleichen Zeit in England waren. Neben einem Trip in seine Heimatstadt Farnham führte uns David auch in den Pub Cockney Pride aus – eine riesige Kellerkaschemme, in der so viel Trubel herrschte, dass sie sofort zu meiner Londoner Lieblingskneipe avancierte.
Sie bot das „Beste aus beiden Welten“: Durch die zentrale Lage am Piccadilly Circus zog sie viele Touristen an, war aber gleichzeitig noch so authentisch, dass sie auch Londoner in Scharen besuchten.
Ein besonders toller Abend brachte diese Multikulti-Kombi schön auf den Punkt: Damals gab es nämlich einen Sangeswettstreit zwischen britischen und schwedischen Fußballfans. Die sangen ihre jeweiligen Teamsongs – und zwar gleichzeitig; wobei sie versuchten, einander in puncto Lautstärke zu übertreffen.
Je näher die Sperrstunde rückte (23 Uhr), desto lauter krakeelten sie. Man muss vielleicht dabei gewesen sein, aber ich finde das heute immer noch eine sehr lustige Situation.
„Get to the point, PeeJay!“, höre ich euch stöhnen.
Okay, ich will euch verraten, warum ich gerade jetzt noch mal in nostalgischen Erinnerungen schwelge:
Vorhin erhielt ich eine nette Mail von einem Engländer, der in Schweden lebt, aber offenbar am selben Abend im Cockney Pride verweilte wie ich! Er hatte nach dem Pub gegooglet und war auf meinen englischen Beitrag gestoßen.
Warum er googlete? Einer der Freunde, mit denen er den Piccadilly-Pub besuchte, ist vor ein paar Wochen gestorben. Gestern war die Beerdigung. Garry (so heißt mein neuer Qype-„Brieffreund“) hatte ihn in den vergangenen zehn Jahren nicht mehr gesehen, verbrachte die letzte Woche aber mit vielen schönen Erinnerungen an die guten alten Zeiten im Cockney Pride.
Interessanterweise hat er auch den letzten Abend des Pubs erlebt. Am 18. April 1988 schloss das Cockney Pride nämlich für immer seine beiden Eingänge an Piccadilly Circus und Jermyn Street.
Garrys Schlusskommentar in seiner Mail: „Amazing thing, this Internet …“
Damn right he is! 😉
Zum oben erwähnten ersten Beitrag über den Pub gibt es auch noch eine nette Fortsetzung – im Oktober 2014 teilte eine schwedische Stammkundin ihre Cockney-Pride-Erinnerungen mit uns.
[Wie beim ersten Mal lausche ich auch beim Schreiben dieser Zeilen einem der bekanntesten Pub-Rock-Duos Londons, nämlich Chas & Dave.]
Was für eine Geschichte! Unglaublich!
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Nico
16. November 2008 at 12:05
[…] For more nostalgia about the London pub scene, check out my tribute to the Piccadilly Circus pub Cockney Pride – which generated a heart-warming follow-up (in German). […]
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For no reason a’ all: My Tribute to London pub rock duo Chas & Dave | www.Sozialgeschnatter.de
18. Oktober 2015 at 19:11
[…] P.S.: There is a continuation of this blog post (in German): „Cockney Pride (Piccadilly): Von schönen Zufällen und der “kleinen Welt” Internet“. […]
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Remembering Cockney Pride in London | www.Sozialgeschnatter.de
28. September 2016 at 15:17
I’m a Londoner and used to love ’singing‘ in the Cockney Pride and was a ‚choir member‘. I went there between 1981 and say 1986 so I missed its final years.
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Colin Lock
11. Februar 2019 at 16:42
My dad and I travelling on a bustrip from Stuttgart to London when I was 16 were introduced to the Cockney Pride in 1970. I loved it…..the Londoners …. the singing ….. it was very traditional at the time and I always wanted to go back there, but never managed……although I lived in London later on. I do regret that now…..
The bicycle made for two song Daisy which was sung there, I will never forget…..CB
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Christa Bothner-Shirmohammadi
6. Juni 2021 at 13:45
Ich habe im Herbst 1977 im Cockney’s Pride acht Wochen lang 16 Stunden täglich Teller gewaschen, für einen Hungerlohn von DM 3,98 minus 38 % Tax und National Insurance (NI). Der chinesische Chefkoch hat abends immer einstecken Fleisch „anbrennen lassen“ und mir das Teil dann heimlich herübergeschoben – ohne dies wäre ich wahrscheinlich verhungert. 🙂
Seinerzeit war das im Erdgeschoß ein großes Restaurant, im Untergeschoss war eine Bar untergebracht.
Ich war erst 17 und begleitete meine 22-jährige Freundin, die in London ein Auslandssemester zu absolvieren hatte.
Gewohnt habe ich seinerzeit im „White House Hotel“ in 12, Earls Court Square.
Schöne Erinnerungen kommen da leider nicht auf, aber ich hatte es mir ja selbst so ausgesucht.
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Heinz-Gerd Faßbender
27. Mai 2022 at 18:03