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Teatro del Sale in Florenz: Weltweit mein Lieblingsrestaurant. Punkt.

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Teatro del Sale (Foto: Peter Jebsen/All rights reserved)Via dei Macci 111/red
50122 Firenze FI
Italien
Telefon: +39 055 200 1492
www.teatrodelsale.com

Wenn man mir die Pistole auf die Brust setzen und mich zwingen würde, mich für ein Lieblingsrestaurant zu entscheiden, das mir jemals irgendwo auf der Welt begegnet ist, fiele meine Wahl aufs Teatro del Sale in meiner italienischen Lieblingsstadt Florenz.

Ich bin seit 2005 jedes Jahr im Dezember fürs Filmfestival River to River. Florence Indian Film Festival eine knappe Woche dort. In den ersten Jahren ignorierte ich das Teatro, obwohl ich auf dem Weg zum Mercato di Sant’Ambrogio ständig dran vorbeilief – mangels echter italienischer Sprachkenntnisse hielt ich mich nicht für die Zielgruppe eines lokalen Theaters.

Circo-lo Teatro del SaleBis ich dann mal genauer hinschaute und mitbekam, wie es wirklich funktioniert: Man muss zunächst Mitglied eines Kulturvereins werden (derzeit ca. 7 Euro pro Jahr), dessen Regeln in vielen Sprachen im Eingangsbereich ausliegen (siehe Foto rechts). Diese z. B. finde ich besonders ansprechend (ich zitiere aus dem Gedächtnis): „Jedes Vereinsmitglied, dem irgendwo auf der Welt ein empfehlenswertes Restaurant begegnet, ist verpflichtet, anderen Mitgliedern davon zu erzählen.“

Als Mitglied kriegt man für 20 (mittags) resp. 30 Euro (abends, jeweils inklusive Rotwein, Wasser und Kaffee) lokale Spitzenspeisen. Das können bis zu 15, 20 verschiedene sein, die entweder aus dem Fenster der offenen Küche herausgereicht oder auf einem Büfett serviert werden. Mittags von 12 bis 14.30 Uhr als Brunch, abends geht es um 19 Uhr los. Man muss dann reservieren, da nur 99 Leute Platz haben. Es gibt freie Platzwahl, von Vierertischen bis zu langen Tafeln ist alles da. Ab 21:30 Uhr fassen alle mit an, räumen die Tische weg und stellen die Stühle in Theaterreihen auf, denn dann läuft irgendeine Performance (Musik, Theater o. ä.).

Die offene Küche im Teatro del Sale (Foto: Peter Jebsen/All rights reserved)

Die offene Küche im Teatro del Sale (Foto: Peter Jebsen/All rights reserved)



Das Teatro del Sale gehört wie drei weitere tolle, aber teilweise sehr viel teurere Restaurants in der direkten Umgebung dem lokalen Spitzenkoch Fabio Picchi, der mit der Künstlerin Maria Cassi verheiratet ist, die regelmäßig im gemeinsamen Theater auftritt. Ein sehr sympathischer Mensch, der sich am liebsten im Teatro aufzuhalten scheint – bei fast allen meiner Besuche war er ebenfalls zugegen. Als ich ihm mal sagte, das Teatro sei mein Lieblingsort in Florenz, antwortete er schmunzelnd: „Meiner auch!“

Ein schöner Artikel, in dem Fabio erzählt, warum Marco, ein Mitarbeiter mit Down-Syndrom, das soziale Rückgrat der Küche ist: „Harmony is the main course“.

Was die o. g. Performance anbetrifft: Neben Musik und Theater habe ich dort u. a. auch schon mal den Vortrag eines Weinexperten erlebt (scheint sehr unterhaltsam gewesen zu sein, nach den Reaktionen des italienisch sprechenden Publikums zu urteilen 😉 ). Im Dezember 2016 war ich nur mittags im Teatro, meine letzte Abend-Performance erlebte ich mit meiner Hamburger „Genießer-Selbsthilfegruppe“ im September 2016. Damals hatte ich einen Termin mit dem wunderbaren Rasenna Brass Quintet ausgesucht, das es zu unserer Verblüffung schaffte, zu fünft das komplette Vokalarrangement von Queens „Bohemian Rhapsody“ nachzuempfinden. Diesen Song habe ich nicht online gefunden, aber die James-Bond-Titelmelodien waren auch fein:

Cibrèo (Foto: Peter Jebsen/All rights reserved)Diese Schwärmerei ist nur die Spitze des Eisbergs. Seit meinem ersten magischen Besuch im Teatro habe ich es immer wieder aufgeschoben, darüber zu schreiben, weil ich diesem speziellen Genuss wirklich angemessen gerecht werden wollte. Aber eine Social-Media-Aktion mit der Frage nach dem besten persönlichen Restauranterlebnis brachte mich dazu, wenigstens mal das obige Basislob zu formulieren. Die kulinarischen Details werde ich vielleicht später mal ergänzen.

Der Service ist auf jeden Fall ebenfalls klasse: Ich werde nie vergessen, wie ich mal mittags vorzeitig aufbrechen musste, um meinen Rückflug nach Hamburg zu erreichen. Eine nette asiatisch-italienische Mitarbeiterin, die mir schon den ganzen Mittag über auf Englisch übersetzt hatte, was ich da genau genoss, rannte daraufhin extra in die Küche von Fabio Picchis Nobelrestaurant Cibrèo (Foto rechts), um vor der üblichen Zeit das Dessert abzuholen – einen herrlich saftigen Schokoladenkuchen, der schon immer zu meinen Teatro-Favoriten zählte.

Hier ein paar der Speisen, die ich im Lauf der Jahre genoss. Die Optik wird dem grandiosen Geschmack nicht immer gerecht – es sind halt unprätentiöse toskanische Gerichte, handwerklich perfekt umgesetzt, mit besten Zutaten (und das, wie gesagt, für 30 Euro mit Wein, Wasser, Kaffee und Kultur):

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Eine Antwort

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  1. […] Das Lokal bietet auch ein spezielles Abruzzen-Menü an, auf das ich aber wohl noch warten muss. Ich sitze im Dezember in Florenz abends entweder immer im Kino (River to River. Florence Indian Film Fesival) oder (am einzigen freien Abend, den ich mir nehme) im meinem heißgeliebten Teatro del Sale. […]

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