Deutsche Bahn vs. Online-Ticket: 2 Schritte vor, 1 zurück
Bahnkunden können ihr Zugticket zwar seit Jahren online unter http://www.bahn.de im Internet buchen, doch sie müssen es jedes Mal in DIN-A4-Größe ausdrucken. Über dieses umständliche Prozedere ärgern sich Reisende seit Langem. Jetzt stellt sich heraus: Bei den Online-Tickets ist der Ausdruck unnötig. Und zwar schon seit Ende 2013.
Das wissen aber die wenigsten Kunden (und, so ist mein Eindruck, Zugbegleiter). Denn der verbesserte Service ist gut versteckt, schreibt die WELT:
Erst auf Seite 109 der Beförderungsbedingungen findet sich in dem Abschnitt „Bedingungen für den Internet-Verkauf von Fahrkarten“ unter Punkt 6.3.3 die entscheidende Formulierung: „Ersatzweise kann in Zügen das Online-Ticket auch auf dem Display eines mobilen Endgerätes über ein pdf-Anzeigeprogramm vorgezeigt werden, wenn der Barcode in Originalgröße und die kompletten Fahrkartendaten bei aktivierter Hintergrundbeleuchtung vorgezeigt werden können.“
Als ich diese Meldung freudig per Twitter weiter verbreitete, ruderte die Bahn wieder zurück (zumindest gefühlt):
@pjebsen Das ist nicht richtig. Online-Tickets und Handy-Tickets haben unterschiedliche Konditionen und es gilt als Ausnahme! /cc @welt /ch
— DB Bahn (@DB_Bahn) December 30, 2014
Da hakt man natürlich nach:
@pjebsen So wie ich es geschrieben habe: Handy- & Online-Ticket (OT) sind nicht das Gleiche. OT muss in erster Linie ausgedruckt werden. /ch
— DB Bahn (@DB_Bahn) December 30, 2014
Und noch mal:
@DB_Bahn Punkt 6.3.3 der Beförderungsbed. sagt, dass das OT "ersatzweise" per Mobilgerät vorgezeigt werden kann. Klare Ansage! // @welt
— Peter Jebsen (@pjebsen) December 30, 2014
Keine Antwort. Weiterer Versuch:
@pjebsen Ein Zugbegleiter der DB kann diesen nicht ablehnen, da es in den Beförderungsbedingungen als „Ausnahme“ genannt wird. /ch
— DB Bahn (@DB_Bahn) December 30, 2014
Tipp: Diesen Tweet am besten ausdrucken; für den Fall, dass einem Zugbegleiter dies nicht bekannt sein sollte.
Was sich mir nicht erschließt: Der Barcode eines Handy-Tickets ist für die Bahn okay, der Barcode eines Online-Tickets aber angeblich nicht (bzw. nur „ersatzweise“, wenn es dem Zugbegleiter bekannt ist).
Cem Başman bot dafür eine gute Erklärung:
@DB_Bahn @pjebsen @welt Alles klar. Weil wenn der Schaffner mit seiner Zange den QR-Code entwertet, geht das Smartphone 'putt..
— Cem Başman (@CemB) December 30, 2014
2012 galten Online-Tickets übrigens eine Zeit lang schon mal ohne Ausdruck, also nur auf dem Handy. Das wurde aus fadenscheinigen Gründen gestoppt:
@pjebsen Diese Regelung wurde aufgrund großer Missverständnisse wieder zurückgenommen und gilt nur noch bis zum 30.06.2012. /ki
— DB Bahn (@DB_Bahn) June 20, 2012
@pjebsen Neben den vielen Einschränkungen bei der Nutzung führte die Frage zu den geeigneten Geräten dazu, davon wieder abzusehen. /da
— DB Bahn (@DB_Bahn) June 20, 2012
Hoffen wir mal, dass die aktuelle Regelung von Dauer ist.
Um mal mit etwas Positivem abzuschließen: Die Tatsache, dass solche Twitter-Dialoge möglich sind, ist lobenswert. Meinem Eindruck nach leistet die Bahn in Sachen Social Media tolle Arbeit. Per Twitter-Account @DB_Bahn wurde mir z. B. beim Bahnstreik schon die Verfügbarkeit von Zügen genannt, bevor das auf der Website nachzuschlagen war.
Wer während einer Bahnfahrt Probleme hat, sollte sich ohne Zögern ans Twitter-Team wenden. Die können oft auch Antworten auf Fragen recherchieren, die die Zugbegleiter überfordern. (Wahrscheinlich haben Letztere kein Twitter.)
Written by Peter Jebsen
30. Dezember 2014 um 20:38
Veröffentlicht in Aktuelles, Twitter
Tagged with bahn, deutsch, Deutsche Bahn, German, Handy-Ticket, kundendienst, Online-Ticket, WELT
2 Antworten
Subscribe to comments with RSS.
Kommentar verfassen Antwort abbrechen
This site uses Akismet to reduce spam. Learn how your comment data is processed.
Könnte mir vorstellen, daß manche Scanner einfach Probleme damit haben, wenn ein Barcode nicht auf Papier ist, das mit bekannter Charakteristik reflektiert, sondern auf einem Display. Der DB-Scanner guckt ja nicht wie ein Fotoapparat (oder ein Barcodescanner auf dem Handy) den Barcode per Bildsensor an, sondern scannt mit rotem (oder grünen) Laser drüber und wertet die Reflektionen aus.
Gefällt mirGefällt mir
DL2MCD
31. Dezember 2014 at 13:39
Die Scanner können nicht das Problem sein, denn Handy-Tickets werden ja schon länger akzeptiert. Nur der Barcode von Online-Tickets scheint problematisch zu sein, obwohl er vom selben Gerät angezeigt wird.
Gefällt mirGefällt mir
Peter Jebsen
31. Dezember 2014 at 14:24