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Notting-Hill-Nostalgie: Carnival-Bericht aus 2007

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Notting Hill Carnival 2007

Notting Hill Carnival 2007

Zum ersten Mal seit 2006 schaffe ich es in diesem Jahr leider nicht zum Notting Hill Carnival nach London. Beim Durchsuchen von früheren Karneval-Materialien fiel mir ein Bericht über meinen zweiten Besuch in die Hände, den ich damals „live“ in mein Palm-Smartphone tippte und hier bisher nicht veröffentlicht habe. Wie ich dabei zu meiner Überraschung feststellte, habe ich über dieses Lieblingsevent bis auf ein Foto aus dem Jahr 2011 noch gar nicht sozialgeschnattert. Es ist also höchste Zeit für ein bisschen Carnival-Nostalgie:

Sonntag, 26. August 2007

„Endhaltestelle für Jamaica und Trinidad“, meint der Busfahrer, der mich von der Speakers‘ Corner am Hyde Park Richtung Westen kutschiert. Und sagt damit schon alles: Ziel ist der Notting Hill Carnival, eine karibische Party, die an zwei Tagen weit über eine Million Gäste in den sonst eher ruhigen Stadtteil lockt. Der steht heute und morgen ganz im Zeichen des Karnevals – über ganz Notting Hill verteilt, beschallen rund 40 Soundsystems (Open-Air-Discos) mit Batterien von Riesenboxen ganze Straßenblöcke mit Reggae, Soca, Dancehall, R&B, Salsa und anderem Tanzbarem.
Notting Hill Carnival 2007 - 03

Jerk chicken

Jerk chicken: That’s why they call it oil-drum cooking

Zwischen den Soundsystems steigen überall im Viertel Rauchschwaden auf. Die riechen aber größtenteils nicht nach Gras, sondern nach Holzkohle. Denn die populärste Speise der Carnivalisten ist Jerk Chicken; Hühnchen, das in einer scharfen Marinade eingelegt und dann in einer halbierten, zuklappbaren Metalltrommel mit einer bestimmten Holzkohlensorte gegrillt und geräuchert wird.

Jamaican jerk chicken

Jamaican jerk chicken

Das ergibt einen scharf-rauchigen Geschmack, den viele Restaurants nicht so gut hinbekommen wie die schätzungsweise mehreren hundert Jerk-Stände, die über ganz Notting Hill verteilt sind. Wer will, kriegt natürlich auch andere karibische und afrikanische Leckereien.

Heute ist Children’s Day beim Carnival – das heißt, der Umzug ist kürzer als am Montag, damit auch kleine Kinder die ganze Strecke ohne Probleme mitlaufen können. Publikumsmagneten sind die rollenden Soundsystems, die so laut sind, dass jeder Basston wie ein Schlag in die Magengrube wirkt.

Red Stripe

Red Stripe

Was die Auswahl eines Termins für ihren Karneval anbetrifft, sind die Engländer meiner bescheidenen Meinung nach schlauer als die Deutschen. Im T-Shirt kann man besser tanzen als im Wintermantel, und das Bier schmeckt besser, wenn einem nicht die Finger an Glas oder Dose festfrieren. Das „Standardbier“ beim Notting Hill Carnival ist übrigens Red Stripe, ein süffiges Lager aus Jamaika.

Vielleicht liegt’s an den sommerlichen Temperaturen und der schicken Umgebung: Trotz der bunt zusammengewürfelten Menschmengen und der Massen von Alkohol ist der Notting Hill Carnival das friedlichste, harmonischste Fest dieser Art, das ich kenne.

Montag, 27. August

Carnival dancers

Carnival dancers

Der Montag fängt schon mal gut an. Ein paar Schritte von meinem Hotel in Bayswater entfernt bekomme ich einen ersten Vorgeschmack auf den Karnevalsumzug: Zwei Tänzerinnen stehen in voller Carnival-Montur vor einem Kiosk und warten auf eine Kollegin.

Liquids @Tesco (aka "Mmm, beer!")

Liquids @Tesco (aka „Mmm, beer!“)

Dieses Bild aus einer Filiale der Supermarktkette Tesco, die ca. zwei Kilometer vom Ort des Geschehens entfernt ist, gibt einen kleinen Eindruck davon, wie sehr auch die Wirtschaft in umliegenden Stadtteilen vom Carnival profitiert – und wie im Dienste der Volksgesundheit ausreichende Versorgung mit Flüssigkeit garantiert wird.

In Notting Hill angelangt, finde ich einen Platz, von dem aus ich freien Blick auf die Parade habe (und, eine Seltenheit!, in dessen Nähe sich Toiletten befinden, die nicht vollkommen überfüllt sind). Ich schaue extra auf die Uhr, um den Augenblick zu „konservieren“: Um 16.50 Uhr ist es, da habe ich einen Glücksmoment, wie ich ihn selten erlebe. Alles ist genauso, wie ich es liebe (und das auch noch gleichzeitig an einem Fleck) – tolle Musik, mitreißende TänzerInnen, leckeres Essen, harmonische Stimmung. Perfekt!

Nach neun Stunden Dauerbedröhnung mache ich mich groggy, aber glücklich um 21 Uhr auf den Heimweg (vorbei an der Portobello Road, die sich in zwei Tagen von einer schnieken Einkaufsstraße in eine Müllhalde verwandelt hat) – und stoße kurz vorm Hotel auf den allerletzten Teil des Zugs, den ich bisher noch nicht gesehen hatte. Ein schöner Abschluss!

Weitere Fotos aus meinem 2007-er flickr-Album:
Notting Hill Carnival 2007 - 08Notting Hill Carnival 2007 - 09Notting Hill Carnival 2007 - 11Notting Hill Carnival 2007 - 16Notting Hill Carnival 2007 - 21Notting Hill Carnival 2007 - 30Notting Hill Carnival 2007 - 50Notting Hill Carnival 2007 - 63Notting Hill Carnival 2007 - 73

Weitere Videos: 2008 / 2009 / 2010 / 2012 (1/2/3) / 2013

Written by Peter Jebsen

25. August 2014 um 11:28

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