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ARD-Cloud-Report „Zugriff!“: „Heiße Luft“, „gebührenfinanzierte Panikmache“, „plump und unsachlich“

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"Exclusiv im Ersten: Zugriff! Wenn das Netz zum Gegner wird" in der Mediathek

„Zugriff! Wenn das Netz zum Gegner wird“ in der Mediathek

Gestern gab es noch Vorschusslorbeeren für die ARD-Sendung „Zugriff! Wenn das Netz zum Gegner wird“ (unter anderem in der Süddeutschen: „Wehrlos in der Wolke“), heute hagelt es Kritik – wegen einer verschenkten Chance. Peter Onnekens Selbstversuch in Sachen Identitätsdiebstahl (durch Koautorin Diana Löbl) beschränkte sich nämlich auf billige Effekthascherei und ließ wichtige Infos aus.

Leider ist die 30 Minuten lange Umsetzung so schaumschlägerisch und heiße-Luft-haltig, dass man vor Ärger am liebsten gleich in die – nein, nicht Tischkante, sondern zeitgeistgemäß ins Tablet beißen möchte.

Die erste große Einschränkung, die die Reportage fast zum Absaufen bringt – der ganze Datenklau funktioniert nur, wenn man seine Daten in irgendeine Cloud ausgelagert hat.

Richard Weber im Tagesspiegel: Heiße Luft in der gehackten Cloud

Gleich zu Beginn scheren die Autoren die Begriffe „Cloud“ und „gehackte Server“ über einen Kamm, unterstellen Apple, künftig „alle Gesundheitsdaten“ in der Cloud speichern zu wollen. Das stimmt freilich nicht. Healthkit verleibt sich nicht Eure Krankenakte ein, sondern trägt die Daten von Sensoren und Wearables zusammen. Doch „Apple“, „IBM“, „Microsoft“ und „Cloud“, das sind selbst bei Senioren – der vorrangigen Zielgruppe der ARD – starke Reizwörter.

Felix Disselhoff für Curved: Cloud-Doku „Zugriff“: Gebührenfinanzierte Panikmache

Konkret geht es in der knapp 30-minütigen Produktion um die nicht zu verleugnenden Risiken der Cloud-Nutzung. Auf die mit der Onlinespeicherung persönlicher Daten verbundene Gefahr kann man auch sicher nicht oft genug hinweisen. Allerdings wäre es in diesem Zusammenhang auch angebracht, die Möglichkeiten aufzuzeigen, mit deren Hilfe sich der gezeigte Missbrauch vermeiden lässt. Aber dies hätte wohl nicht ins Konzept des „investigative Autorenteams“ gepasst. Hier sollen plumpe und unsachliche Statements den Zuschauer am Ball halten: „Ich mache es wie die Profis, ich klaue Peters Passwort und gehe damit in die Wolke…“

Chris für ifun: Wenn das Netz zum Gegner wird: Schlechter ARD-Beitrag zu Cloud-Risiken

Ein Tagesspiegel-Leser unterstellte dem ARD-Beitrag das „Niveau einer RTLII-Reportage“. Damit tut er den Privatsendern Unrecht – denn die peppen ihre sensationslüsternen Enthüllungsreportagen in einer nachfolgenden Sendung oft noch mit nutzwertigen Informationen auf (wegen „audience flow“ und so). Da hätte man dann u. a. dieses lernen können:

Eine doppelte Anmeldung, eine sogenannte Zwei-Faktor-Authentifizierung, hilft zum Beispiel, das Schlimmste zu verhindern. Oder das Nutzen verschiedener Dienste für verschiedene Zwecke mit verschiedenen Passwörtern. Das Verschlüsseln von Chats und Dokumenten. Und nicht zuletzt gesunder Menschenverstand. Gerade weil von diesen einfachen Mitteln noch zu wenig Menschen Gebrauch machen, wäre es sinnvoll, darauf hinzuweisen.

Ole Reißmann für SPIEGEL ONLINE: Gehackte Cloud-Dienste: Angriffsziel Wolke

Peter Jebsen

Written by Peter Jebsen

8. Juli 2014 um 14:50

Eine Antwort

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  1. […] „Enthüllungsreportage“ glänzt dann noch mit faktischen Fehlern, welche Sie z.B. auf sozialgeschnatter.de nachlesen […]

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