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GESCHLOSSEN: Leaf in Hamburg: Endlich mal ein selbstbewusstes veganes Restaurant

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Eulenstr. 38
22765 Hamburg
Tel. 040 870 95 177
www.restaurant-leaf.de

Veganer war ich noch nie, Vegetarier zuletzt in meinen 20ern. Kann sein, dass ich nach der aktuellen Lektüre des Buchs „Eating Animals“ von Jonathan Safran Froer (deutsche Version: „Tiere Essen“) mal wieder zumindest eine Zeit lang aufhöre, tote Tiere zu essen.

Ganz konsequente vegane Restaurants von der Qualität des asiatischen Loving Hut und des Leafs werden mir diese Entscheidung erleichtern. Während es im Loving Hut Absurditäten gibt wie „vegane Meeresfrüchte“, die aus irgendeiner asiatischen Kartoffelart produziert werden und in weiß-rötlichem, also einem für Kartoffeln nicht sonderlich natürlich erscheinenden Surimi-Look daherkommen, besticht das Leaf durch echte Kreativität.

Die ungefähr im Drei-Wochen-Takt wechselnde Speisekarte bietet größtenteils Köstlichkeiten, die keine Abwandlungen bekannter Fleischgerichte sind, sondern auch experimentierfreudige Karnivoren durch ihren Einfallsreichtum zufriedenstellen dürften.

Meine Vorspeise war „Balsamico-Feigen-Ciabatta mit Frischcreme-Topping“ (Frischcreme aus Sojajoghurt, 5,60 Euro). Ein wunderbarer Einstieg – die süßliche Grundnote wurde ergänzt durch die Säure des Essigs sowie Pfeffer und Salz. Dazu eines meiner Lieblingsbiere, das tschechische Staropramen vom Fass (0,3l: 3 Euro, 0,5l: 4,80 Euro).

Balsamico-Feigen-Ciabatta mit Frischcreme-Topping (Foto: Peter Jebsen - alle Rechte vorbehalten)Balsamico-Feigen-Ciabatta mit Frischcreme-Topping (Foto: Peter Jebsen - alle Rechte vorbehalten)

Als Hauptspeise wählte ich „Seitan im frittierten Pandan-Blatt, Süßkartoffelrösti, Limonen-Karotten mit roter Kokos-Curry-Soße“ (14,10 Euro).

Seitan im frittierten Pandan-Blatt, Süßkartoffelrösti, Limonen-Karotten mit roter Kokos-Curry-Soße (Foto: Peter Jebsen - alle Rechte vorbehalten)

Seitan ist Weizengluten. Klingt eher unspektakulär, schmeckte aber durchs rauchige Pandan-Aroma und mit der würzig-scharfen Soße hervorragend. Süßkartoffeln kannte ich bisher noch nicht in Rösti-Form, derart knackig (zumindest für ihre Verhältnisse!) boten sie ein neues, spannendes Geschmackserlebnis.

Hierzu passte ein Glas des offenen 2009er Gros Manseng/Sauvignon von Alain Brumont (Gascogne, 0,2l: 4,30 Euro). Der Wein war nicht ganz so „knackig“ wie meine Favoriten unter den reinen Sauvignon-Blancs, harmonierte aber wunderbar mit Seitan & Co.

Ohne die vorausgegangenen Genüsse herabwürdigen zu wollen: Das Beste kam zum Schluss, in Form eines „Gâteau au chocolat mit Grappa-Kirschen“ (5,30 Euro). Das war eine herrlich schokoladige Masse, die sich in ihrer Konsistenz nicht so recht entscheiden konnte, ob sie eher eine weniger schaumige Mousse au Chocolat sein wollte oder ein besonders fester Schokoladenkuchen.

Gâteau au chocolat mit Grappa-Kirschen  (Foto: Peter Jebsen - alle Rechte vorbehalten)

Zwei Tischnachbarinnen freuten sich, dass die Grappa-Kirschen nicht zu intensiv nach Grappa schmeckten. Als ich erwähnte, dass die Kirschen für mich durchaus etwas mehr Grappa-Wums hätten bieten können, erhielt ich ungefragt als Gruß aus der Küche ein Glas Tresterbrand. Eine sympathisch-souveräne Reaktion, wie man sie sich in weniger kundenorientierten Restaurants erfolglos wünscht, die aber im Leaf dem kompetent-aufmerksamen, aber gleichzeitig unaufdringlichen Service nur ein weiteres erfreuliches I-Tüpfelchen aufsetzte.

Nicht ganz so überzeugend war leider der Espresso Doppio, der zu bitter und zu voluminös daherkam. Hier ist vielleicht noch Finetuning in Bezug auf die Justierung der Kaffeemaschine und des Biobohnenlieferanten möglich.

Am Ende dieser fast ausnahmslos positiven Bewertung kann ich ja verraten, dass ich das Leaf im Rahmen einer Qype City Night kennen lernte. Die Entscheidung für ein veganes Restaurant wurde im Diskussionsforum sehr kontrovers debattiert, und die Teilnehmerzahl des gestrigen Treffens im Leaf war auch eher überschaubar.

Aus meiner Sicht aus den falschen Gründen. In der Vorabdiskussion darüber, ob ein veganes Restaurant als Austragungsort für eine Qype City Night taugt, benutzte ein Skeptiker das Wort „Askese“. Nach den gestrigen Genüssen im „Leaf“ kann ich überzeugt erklären: Das „Leaf“ ist eines der letzten Restaurants, in dem man irgendeine Form von Einschränkung erleiden muss.

Wer für die Kochkunst des „Leaf“ nicht offen ist, weil er/sie glaubt, ohne Fleisch kein glücklicher Gourmet sein zu können, verpasst was.

Written by Peter Jebsen

10. März 2011 um 19:48

Veröffentlicht in Qype-Reviews, Restaurants, Vegan

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