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Best of SZ-Magazin „Wozu Zeitung?“: Die Tageszeitung ist nicht tot. Sie riecht nur streng.

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Süddeutsche Zeitung Magazin (Nummer 19, 8. Mai 2009)

Süddeutsche Zeitung Magazin (Nummer 19, 8. Mai 2009)

Falls ihr die extrem lesenswerte monothematische Spezialausgabe des „Süddeutsche Zeitung Magazins“ zum Thema „Wozu Zeitung?“ verpasst habt und euch nicht auf der Magazin-Website durchklicken wollt, sind hier ein paar Highlights. Ich habe schon beim Lesen darüber getwittert – hier etwas ausführlicher:

S. 4: „Auflage“. Richtiger Satz von Georg Diez, Autor des „Süddeutsche Zeitung Magazins“, übers Totsparen: „Erst verschwindet die Qualität, dann die Zeitung.“

S. 6: „Christian Science Monitor“. Redaktionsleiter John Yemma: „In den mittelgroßen Städten der USA werden die Zeitungen bereits in ein, zwei Jahren ins Internet abgewandert sein – außer der Sonntagsausgabe und womöglich einem Boulevardblatt, das an der U-Bahn ausliegt.“

S. 10: „Google“. Medienwissenschaftler Jeff Jarvis: „Nicht die Zeitungen sind wichtig für die Demokratie, der Journalismus ist es. Leider wollen das einige Leute nicht zur Kenntnis nehmen und nur ihre Besitzstände verteidigen.“
Und: „Eine Regionalzeitung braucht im Internet keinen eigenen Kinokritiker mehr. Wozu Filme besprechen, die im Internet und auch in den großen Zeitungen schon dutzendfach besprochen wurden? Im Internet gilt die Maxime: Tu nur das, was du am besten kannst. Für alles Übrige gibt es Links.“

S. 12: „Haltung“. Kurt Kister, stellvertretender Chefredakteur der „Süddeutschen Zeitung“: „In der Presse wird nicht mehr Geschwindigkeit so wichtig sein in Zukunft, sondern Exklusivität – nicht schneller wissen, sondern wirklich besser wissen.“

S. 14: „Journalisten“. Tobias Haberl und Marc Baumann haben sich eine schöne Journalisten-Typologie ausgedacht. Typischer Satz eines Online-Journalisten: „Die Merkel klickt keine Sau“. Typischer Satz eines Reisejournalisten: „Ist der Tauchkurs eigentlich auch kostenlos?“

S. 15: „Konformismus“. Maxim Biller: „Heute gibt es in Deutschland kaum noch Journalisten, die frech und direkt sind und die große Show lieben – und es gibt kaum noch jemanden, den das stört.“

S. 16: „Lifestyle“. Meike Winnemuth (war stellvertretende Chefredakteurin von „Park Avenue“): Glänzende Magazine werden überleben. Der Hochmut ihrer Macher nicht. „Ist Lifestyle also tot? Ach was. Nur in einer neuen Reinkarnation wiedergeboren: in Gestalt des ,Bauer sucht Blatt‘-Formats ,Landlust’“.

S. 20: „Obama“. Lars Jensen berichtet: Der erste Blogger, der einem US-Präsidenten (George W. Bush) bei einer Pressekonferenz im Weißen Haus eine Frage stellen durfte, war ein gekaufter Ex-Callboy.

S. 26: „SPIEGEL“. Kurt Kister über ein „Haifischbecken“: „Man kann nirgendwo so viel Negatives über SPIEGEL-Journalisten hören wie im SPIEGEL selbst.“

S. 28: „Untergang“. Hajo Schumacher, Herausgeber der Onlinezeitschrift „V.i.s.d.P.“ zitiert: „Das Blatt der Zukunft hat maximal 100 Seiten, exzellente Autoren und exklusive Beiträge, ist nahezu anzeigenfrei und kostet um die 15 Euro.“

S. 29: „Vierte Gewalt“. Hans Leyendecker zitiert Kurt Tucholsky: „Der deutsche Journalist braucht nicht bestochen zu werden, er ist so stolz, eingeladen zu sein, ein paar Schmeicheleien … Er ist schon zufrieden, wie eine Macht behandelt zu werden.““

S. 32: „XX“. Else Buschheuer: „Was aber ist weiblicher Journalismus wirklich? Ein Kolibri am Medienhimmel? Ein Kaktus in der Landschaft? Ein Furz im Weltall? Sind es die Editorials von Patricia Riekel? Die Artikel von Alice Schwarzer? (…) Ist jeder von uns Frauen geschriebene Artikel zwangsläufig weiblich? Ist es dieser?“

S. 33: „XY“. Peter Praschl: „Früher waren [richtige Journalisten – Leitartikler, Kriegsreporter] Helden, jetzt sind sie nur noch Kostenfaktoren. Sie werden gefeuert von den Letzten in den Redaktionen, die wirkliche Männer geblieben sind, den Sanierern, die grausame, aber doch notwendige Triagen durchführen und als Einzige noch einen Plan haben.“

S. 38: „ÄÖÜ“. Axel Hacke liefert eine zauberhaft nostalgische Schlussbetrachtung in einem Heft über die Zukunft des Journalismus. Ende.

Doch nicht ganz – es gibt schon ein paar Reaktionen, zum Beispiel:
Der Plapperstorch („Denk Mal“): >> Das B ist dem Blog gewidmet und dort findet man “zehn Gründe, warum Blogs in Deutschland nicht funktionieren” – angeblich. Unter Nummer 5 steht: “Ein Blogger muss sich irren, wenigstens manchmal. Wenn er sich nie irrt, dann ist er nie interessant.” Stimmt und ist lesenswert. <<
Stefan Niggemeier („Schöner Sterben mit dem SZ-Magazin“): >> Ich hätte hier deshalb einen Beitrag von Felix Salmon veröffentlichen dürfen (…). Aber Salmons [„Zehn Gründe, warum Blogs in Deutschland nicht funktionieren”] sind so doof, dass mir selbst der unendliche Platz, den das Internet bietet, dafür zu schade ist. Sie beruhen auf Aussagen wie: „Ansehen ist etwas, wonach fast alle Deutschen streben”, „Die Deutschen nehmen ihre Ferien extrem ernst” und „Deutschland hat (…) andere Universitäten”. <<
Niggemeier verlinkt auch zu einer Salmon-Parodie des stilstands, Kategorie „Dummschwätze“.
Die einzelnen Beiträge, wie etwa Salmons Thesen, können auf der Magazin-Website kommentiert werden.

Weiteres zum Thema Süddeutsche
Twitter und Facebook sind nichts für Soziologen und Journalisten (27. 1. 2009)
Sueddeutsche.de: Das mit der Suche üben wir noch mal! (2. 1. 2009)

4 Antworten

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  1. Danke für das Auseinanderbasteln – ich habe gestern schon Deine Tweets dazu mitverfogt!

    Hier auf Deiner Seite wäre es allerdings ein exzellenter Service, wenn Du die Seitenzahlen des gedruckten Magazins mit den entsprechenden Onlineseiten hinterlegen könntest.

    Wäre.
    Exzellent.
    tja. 🙂

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    Kixka Nebraska

    9. Mai 2009 at 12:51

  2. @Kixka: Ist mir auch eben beim Duschen eingefallen … ist in Arbeit. 😉

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    pjebsen

    9. Mai 2009 at 13:02

  3. Wow. Blitzverlinker. Danke !

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    Kixka Nebraska

    9. Mai 2009 at 13:19

  4. Die 10 Gebote von F. Salomon fand ich sehr hilfreich.

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    Renago

    9. Mai 2009 at 16:37


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