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Qype: Wenn Gastronomen nicht mit Kritik umgehen können (Alt Hamburger Aalspeicher in Hamburg)

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Hier ist ein aktueller Bericht, der irgendwie zu den Themen des gerade von mir besuchten BarCamp Hamburg 2008 passt – handelt er doch von der verpeilten Art und Weise, mit der ein im Web 2.0 aktiver Gastronom (bzw. sein Oberkellner) mit einem nicht ganz so positiven Beitrag in einem Bewertungsportal umgeht.

In diesem Fall ist es Qype. Ich habe dort eine nicht wirklich negative, weil immerhin noch mit drei von fünf möglichen Punkten versehene Bewertung des Restaurants Alt-Hamburger Aalspeicher gepostet. Die Reaktionen darauf waren hässlich – es folgt mein Qype-Beitrag zum Thema (in umgekehrter chronologischer Reihenfolge):

Nachtrag am 23. November 2008:
Als zahlender Gast eines Restaurants denke ich, dass es auch Faktoren vor und nach dem Besuch gibt (von der Reservierung bis zu irgendwelchen Nachwirkungen), die in die Punktwertung einfließen sollten.

Ich habe mich daher nach reiflicher Überlegung aus aktuellem Anlass dazu entschieden, meine Bewertung des Aalspeichers von ursprünglich drei Punkten auf einen zu reduzieren.

Ich schildere den Hintergrund:

Bei unserem Besuch der Gaststätte im Rahmen einer Qype City Night wurden wir recht nett vom Oberkellner bedient. Der heißt bei Qype Fischmann und ist hier auch als „Besitzer“ des Ladens eingetragen.

Seit meinem Posten des ursprünglichen Berichts im März 2008 praktiziert Fischmann etwas, das meiner Meinung nach fast an Cyberstalking heranreicht: Er überzog mich in Kommentaren zu Beiträgen mit persönlichen Beleidigungen – auch in Gruppen, in denen es gar nicht vorwiegend um Gastro-Themen geht (zum Beispiel in der Hamburg-Gruppe).

Im Mai hatte ich darauf keine Lust mehr und schrieb Fischmann eine wirklich ganz nette E-Mail. Er reagierte ähnlich versöhnlich und kündigte (sinngemäß) ein Ende seiner Angriffe an.

Das schaffte er bis November 2008. In einem Kommentar zu meinem Beitrag übers Restaurant Graurocks, den ich zwischenzeitlich in die Hamburg-Gruppe verschoben habe, wurde er wieder persönlich beleidigend. In späteren Kommentaren veröffentlichte er sogar unseren kompletten privaten Mailwechsel zum Thema, was nicht nur der üblichen Netiquette widerspricht, sondern meines Wissens auch illegal ist. (Das geschah in der Nacht von Samstag auf Sonntag gegen halb drei Uhr morgens; eine Zeit, in der man sicherlich die Muße hat, solche Kommentare und ihre Implikationen sorgfältig zu bedenken.)

[Nachtrag, der nicht in meinem Qype-Beitrag steht: Fischmann hat auch dieses kleine Blog entdeckt. In einem Kommentar zu meinem hiesigen Beitrag übers o. g. Restaurant Graurocks hat er noch mal versucht, unseren gesamten E-Mail-Austausch auszubreiten.]

Langer Rede kurzer Sinn: Solltet ihr den Aalspeicher besuchen und weniger als vier Sterne vergeben, macht euch auf was gefasst! 😉

Ich persönlich halte ein solches öffentliches Verhalten eines Oberkellners für geschäftsschädigend, aber das müssen die echten Besitzer des Restaurants mit ihm ausmachen.

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Ergänzung am 1. Juni 2008: Da die eher kritischen Kommentare von sidifferent und mir teilweise recht kontrovers aufgenommen wurden, fand ich die Bewertung des Alt-Hamburger Aalspeichers im neuen „Essen- + Trinken“-Special 2008/2009 des Stadtmagazins Szene Hamburg interessant. Sie ist ebenfalls nicht durchweg positiv: „(…) Der Räucheraal ist hervorragend. Aber lassen Sie die Finger von den gebratenen oder gekochten Aalvarianten des Hauses. Der süßsaure, mit Bratkartoffeln servierte Aal (22 Euro) hat die Konsistenz eines halb verdauten Lebensmittels. Was ja noch in Ordnung ginge. Aber leider versäumt es der Koch, auf die Fettanteile in diesem Tier vernünftig zu reagieren: Auch die Kartoffeln hat er im Fett baden lassen.“ Und: „Im Lauf des Abends verfestigt sich der Eindruck, in einer Touristenfalle gelandet zu sein.“

Fairerweise sollte hinzugefügt werden, dass es auch andere Stimmen gibt. PRINZ Hamburg sind Küche und Atmosphäre drei Punkte wert (von fünf): „Der perfekte Ort, um die trinkfeste Verwandschaft aus der Provinz auszuführen: dunkel getäfelte Wände, daran maritime Motive überall – rustikales Flair vermitteln ein Gefühl von Urhamburger Gemütlichkeit. Nicht zu vergessen: der wunderbare Blick auf das Nikolaifleet. (…) Austern, Hummer und Langusten stehen auch auf der Karte, aber in diesem Ambiente schmeckt der Aal einfach am besten. Zum Beispiel als hervorragende Aalsuppe (7,50 Euro) oder grüner Aal mit Krabben (23,50 Euro).“

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Ursprünglicher Beitrag vom 12.03.2008: Über den Aalspeicher so zu schreiben, dass ich seinen sicherlich vorhandenen Qualitäten gerecht werde, ist für mich eine Herausforderung. Denn mein heutiger Besuch anlässlich der Qype City Night bestätigte meine Vorahnung, dass ich nicht wirklich zur Zielgruppe dieses Traditionsladens gehöre. Mit gutbürgerlicher Hamburger Hausmannskosten kann man mich normalerweise nicht locken, und als “Quiddje“ habe ich auch keine besondere Beziehung zum hanseatischen Flair, das seit nunmehr 26 Jahren im historischen Gebäude aus dem 16. Jahrhundert die Fischgerichte der Eismanns begleitet.

Das heißt: Ohne die Möglichkeit, die „Qype-City-Nachtvögel“ zu treffen, hätte der Aalspeicher wohl nicht so schnell auf meiner Restaurant-Merkliste gestanden.

Zum Preis von 24,50 Euro erhielten wir folgendes Menü:

Amuse-Gueule vom Haus: Pellkartoffeln mit Kräuterdip. Die waren in ihrer Einfachheit wahrscheinlich stimmig, aber das Amüsement meines Gaumens hielt sich in Grenzen. 😉

1.) Original Hamburger Krebssuppe mit Sahnehaube (und in meinem Fall mit Haut – siehe Foto): Schmeckte exakt so, wie durchschnittliche Krebssuppen auch in durchschnittlicheren gutbürgerlichen Restaurants schmecken.

2.) Kleines Hamburger Labskaus mit Spiegelei und Beilage: Der Name Labskaus wurde laut Wikipedia im 19. Jahrhundert vermutlich aus englisch lobscouse entlehnt; möglicherweise von lout’s course [dialektal lob’s course], „Speise für Flegel“. Es soll mal als Recyclingmöglichkeit für Küchenabfälle entwickelt worden sein. Die rötliche Pampe schmeckt aber besser, als sie aussieht. Dennoch wird sie nie zu meinen Lieblingsgerichten zählen. (Wenn schon Küchenabfälle, dann lieber Paella. 😉 )

3.) Norwegischer Lachs gebraten mit Pernod-Blattspinat und Butterkartoffeln: Der mit Anisschnaps betrunken gemachte Spinat war für mich das geschmackliche Highlight des Abends, der Lachs war wieder solider Durchschnitt.

4) Hausgemachte rote Grütze mit Vanilleeis und Schlagsahne: War okay.

Vielleicht würde mein Urteil anders ausfallen, wenn der Aalspeicher als Teil des Menüs auch irgendeine Form von Aal gereicht hätte. Hat er aber nicht; und ich warte nach den Erfahrungen des heutigen Abends lieber darauf, dass ein experimentierfreudigeres Restaurant wie das Nil (Neuer Pferdemarkt 5) sich des Aals vielleicht mal auf etwas kreativere Art und Weise (und angesichts der sehr viel höheren Qualität mit einem besseren Preis-Leistungs-Verhältnis) annimmt. Was durchschnittliche gutbürgerliche Kost anbetrifft, werde ich mich in Zukunft wieder wie bisher auf Spontan-Snacks in Kneipen beschränken.

Written by Peter Jebsen

23. November 2008 um 22:53

10 Antworten

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  1. Kann verstehen, dass es Dir langsam reicht…

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    joulupukki

    24. November 2008 at 12:25

  2. @jou: Sollte Qype den Mann gewähren lassen, könnte auch ich mir vorstellen, das Portal zu verlassen.

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    pjebsen

    24. November 2008 at 15:47

  3. Ich war zu meinem Glück noch nie im Hamburger Qualspeicher.

    „‚Haubentaucher‘ ist im Bayrischen eine oftmals scherzhafte Beleidigung. Durch das häufige Vorkommen der Vögel wird mit dieser Bezeichnung ein gewisser Grad an Ordinärität suggeriert“, sagt wikipedia.org . Man könnte natürlich auch „Niveaulosigkeit“ dazu sagen.

    Den Vergleich zwischen Labskaus und Paella kann ich nicht ganz stehen lassen. Der Abfall schmeckt hier in Palma nicht ganz so schlecht, wie ich ihn schon in Hamburg gegessen habe. Ich würde dem Labskaus 0,5 Punkte geben, der Paella 1,5 Punkte.

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    Horst D. Deckert

    24. November 2008 at 21:12

  4. ich war da auch noch nicht. vielleicht auch zu meinem glück.
    im übrigen finde ich mich in der neuendeicher aal-kate wohl.

    das maß dessen, was im vorliegenden „fall“ zumutbar abverlangt wird, ist längst überschritten. dass das so hingenommen wird, ist bemerkenswert.

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    herbert19

    25. November 2008 at 16:30

  5. @Horst: Labskaus ist schon okay, kann man machen.

    @herbert19: Ich denke nicht, dass Qype den Oberkellner weiter gewähren lässt. Persönliche Beleidigungen verstoßen eindeutig gegen die AGB.

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    pjebsen

    25. November 2008 at 16:33

  6. Ja, das wird noch interessant, wie Qype da reagieren wird. Nach dem letzten Ausschluß eines Mitgliedes können sie eigentlich garkeine Entscheidung treffen, die ihnen nicht als unfair angekreidet werden wird. Passiert nichts, wird man zurecht sagen „Wenn der gelöscht wird, bloß weil Kritik unbequem ist, warum nicht auch der, der gegen die AGB’s verstößt?“ und sollte er auch gelöscht werden, wird man ihnen Willkür und Freunderlwirtschaft nachsagen. Also ich tippe auf eine Verwarnung und ein paar Wochen Ruhe für Euch…

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    joulupukki

    26. November 2008 at 11:31

  7. @jou: Im Moment muss Qype ja nicht reagieren. Ich bin auch zuversichtlich, dass sie konsequent sein werden, falls der Oberkellner ein weiteres Mal die AGB verletzen sollte.

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    pjebsen

    26. November 2008 at 12:03

  8. Danke – da weiß man nun, wo man besser nicht hingeht!

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    Marc Thomalla

    27. November 2008 at 21:10

  9. […] zitierte Frage einen berechtigten Kern. Als Beispiel dieser aktuelle Fall: In meinem Blog-Beitrag „Wenn Gastronomen nicht mit Kritik umgehen können“ bezog ich mich auf die Diffamierungskampagne eines Oberkellners (der bei Qype als „Besitzer“ […]

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  10. […] Zur Rechten schaut man auf die Speicherstadt (Höhe Kehrwieder-Theater). Wenn man den Blick über den Nikolai-Fleet schweifen lässt, sieht man zur Linken die Ehemalige Hauptkirche St. Nikolai (siehe Video). Im Rücken hat man u. a. die Restaurants Ti Breizh und Alt Hamburger Aalspeicher. […]

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