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Ein halber Tag in London: Great British Beer Festival (Reisebericht)

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Great British Beer Festival

GBBF-Glas

Ich bin kein ausgesprochener Freund von Grenzerfahrungen, aber ab und zu muss es mal sein. Nach dem blondierten Grauen (= Geschwister Hofmann) widmete ich mich vorgestern kühlen Blonden (und einigen Brünetten).

Um 9 Uhr morgens stieg ich in Hamburg-Lübeck (so heißt der Hamburger Vorortflughafen laut Ryanair) in einen Flieger nach Stansted. Kurz nach 12 Uhr mittags betrat ich das Earl’s-Court-Messegelände, um mich dort bis zum frühen Abend den Verlockungen des Great British Beer Festivals hinzugeben. 450 verschiedene Biersorten werden dort noch bis Samstag, 9. August 2008, ausgeschenkt; ich muss aber gestehen, dass ich nicht alle geschafft habe.

Bei der ganzen Aktion ging es auch um einen guten Zweck. Vor zwei Jahren lernte ich in einem der ältesten Pubs Londons (Ye Olde Mitre) die Campaign for Real Ale kennen, die gegen die nivellierten Massenbiere der Großbrauereien und das britische Pub-Sterben kämpft. Im „Ye Olde Mitre“ lagen Infoblätter der CAMRA aus, die u. a. die zukünftigen Termine des Bier-Festivals nannten.
London_July-2006_47
Als ich Ende 2007 mal spaßeshalber nachschaute, fand ich an einem der Festival-Tage (nämlich vorgestern) Ryanair-Flüge für jeweils 0 Euro netto. Die buchte ich, und vorgestern war es soweit.

Ich habe während der Reise per Twitter eine Art SMS-Tagebuch geführt, das mit dem Hashtag #gbbf08 live abrufbar war – hier das unredigierte Protokoll des Mittwochs:

8.36 Uhr: Habe es mit Ach und Krach zum Hamburger Vorortflughafen Lübeck geschafft. Trinke mein letztes deutsches Bier (kleiner Scherz).

8.49 Uhr: LBC ist besonders sicher. Dies ist der 1. Flughafen, dessen Detektor bei meinem Rucksackverband (habe Schlüsselbein) Alarm schlägt.

8.57 Uhr: Ryanairs Priority Boarding für per Web Eingecheckte funktioniert wirklich.

9.03 Uhr: Die Jingle-Melodie der Ryanair-Bordberieselung mit Dauerwerbung nervte schon bei den letzten Flügen.

9.13 Uhr: Ich mag Kinder – aber keine Eltern, die Dauerkrakeelen ermutigen.

9.26 Uhr: Bin Landen.

9. 53 Uhr: Time Out gekauft, vorbezahlte Tickets für den Stansted Express abgeholt. Landen, here I come! (Nächste Station: Tottenham Hale.)

10.55 Uhr: Neue Oyster Card gekauft (alte ist verschwunden). Die Palm-Utility Métro ist sehr hilfreich bei der Tube-Routenplanung.

11:18 Uhr: Das erste Bier des Tages ist alkoholfrei: Tiger Malt, plus Jerk Chicken Wings & Curry Mutton bei Jerk City (Wardour St.).

12.22 Uhr: Bin beim Great British Beer Festival im Earl’s Court Court Exhibition Centre angekommen. Der Spaß kann beginnen.
Great British Beer Festival at Earl's Court Exhibition Centre

13.00 Uhr: Bin schon Mitglied der Campaign for Real Ale geworden und darf jetzt kein Bier von Großbrauereien mehr trinken.

13.06 Uhr: Sitze in einer Riesenmessehalle mit -zig Bierständen (>450 Sorten) und habe mein erstes Bier zum Wachwerden: Dark Star Espresso.
Great British Beer Festival at Earl's Court Exhibition Centre
13.55 Uhr: Man leiht sich am Eingang ein Glas mit Markierungen für 1/3, 1/2 oder 1 pt. aus und nutzt es zum Verkosten (ca. £2,40-3/pt.).
Great British Beer Festival at Earl's Court Exhibition Centre
14.00 Uhr: Verkürze das Warten auf den Champion of Beers (Triple FFF, Alton’s Pride) mit dem Zweitplatzierten (Beckstones, Black Dog Freddy). [Danach ein Bitter, das fehlt bei Twitter.]

15.31 Uhr: Nach dem drittplatzierten Champion (Wickwar, Station Porter) hatte ich das bestbewertete Strong Bitter – Jaipur IPA (indisch).

15.38 Uhr: Jetzt bin ich bei den Specialty-Gewinnern: O-Garden (Weizenbier u. a. mit gerösteten Orangenschalen & Koriander – geht!), Bumble Beer (Honig, was sonst) und Umbel Magna (u. a. mit Koriander und Karamell – selbst für mich als Koriander-Fan zu heftig.

16.10 Uhr: Zwei Zwischenbiere von Greene King trinke ich wegen der Namen: Bonkers Conkers und Old Spreckled Hen.

16.25 Uhr: Ich bin doch ein deutscher Bier-Spießer. Die letzten Biere waren meine Favoriten: die guten alten Bekannten Budvar und Schlenkerla.

17.39 Uhr: Habe eben noch schnell einen Londoner Hyper-Qyper getroffen (nein, nicht auf ein Bier!) und fahre schon wieder gen Flughafen.

17.55 Uhr: Wenn jetzt noch jemand in der Victoria Line die Heizung runterdreht, ist alles gut. Gefühlte 40 Grad.

18.56 Uhr: Danke, o2, dass du mich schon sieben Stunden nach meiner Ankunft in London mal wieder über den kostenlosen SMS-Empfang informierst.

19.32 Uhr: Die Leibesvisitation am Flughafen Stansted ersetzt eine Schnellmassage. Empfehle einen Rucksackverband mit Metall.

19.36 Uhr: Hatte eben ein normales Budvar (keine ungefilterte Special Edition wie beim GBBF). Bekomme ich jetzt Ärger mit CAMRA?

19.48 Uhr: Ryanairs Priority Boarding klappt wieder bestens. Bin froh, dass ich auch zum Notting Hill Carnival nur mit Handgepäck fliege.

22.16 Uhr: Wie putzig: Vorne im Flugzeug haben welche bei der Landung geklatscht.

23.55 Uhr: Auf den 6er-Bus wartete ich in der Bodega Nagel. Aber die hat nur noch Astra- und Holsten-Plörre. Schlechtestes Bier des Tages!

Fazit: Ein interessanter Kurztrip, den ich jedem Bierliebhaber empfehlen kann – und nächstes Jahr vielleicht wiederhole. Dann aber nicht ganz so kurz, denn es ist sinnvoll, sich viel Zeit fürs Studium des Messekatalogs zu nehmen. Der enthält Kurzbeschreibungen jedes einzelnen der über 450 Biere, die etwa so ausführlich wie die Ergebnisprotokolle von Weinverkostungen sind. Gestern orientierte ich mich vor allem an der Gewinnerliste des „Champion Beer of England“, das in einem langwierigen Prozess mit vielen regionalen Vorentscheidungen gekürt wurde.

Written by Peter Jebsen

8. August 2008 um 12:05

9 Antworten

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  1. Köstlich! Aber Deine Twitter-Messages klingen ja alle noch ganz nüchtern. Das heißt bis auf die um 9:26 (Scherzkeks!). Ja hast du denn das ganze gute Bier (wie bei der Weinverkostung) wieder ausgespuckt?? Oder ist das nur die in_allen_Lebenslagen_professionelle Schreibereinstellung?

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    joulupukki

    8. August 2008 at 20:38

  2. @joulupukki: Nein, Ausspucken wäre in diesem Rahmen zechfreudiger Engländer deplatziert gewesen. Das hätten die vielleicht von einem Deutschen als despektierliche Geste gegenüber ihrem warmen, fast kohlesäurefreien Gerstensaft empfunden.

    Ich habe halt nur kleine Gläser verkostet (1/3 oder 1/2 Pint) …

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    pjebsen

    10. August 2008 at 21:53

  3. […] Ein halber Tag in London: Great British Beer Festival (Reisebericht) […]

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  4. […] Ein halber Tag in London: Great British Beer Festival (Reisebericht) « http://www.Sozialgeschnat... […]

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  5. […] British Beer Festival 2009: Drinking for a Good Cause #gbbf By pjebsen I enjoyed last year’s half-day visit to London for the Campaign of Real Ale’s Great British Beer Festival at Earls Court […]

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  6. […] vor meiner alljährlichen Reise zum Great British Beer Festival Anfang August 2010 entschloss ich mich, die Reservierung im Mehfil zu stornieren und mich nach […]

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  7. […] Twitter and Facebook posts (some in German). You can also check out previous reports: 2008’s “Ein halber Tag in London” (in German) and 2009’s “Drinking for a Good […]

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