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Anschauen! „The Green Wave“ … und weitere Tipps für den Filmfest-Hamburg-Samstag #ffhh

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Filmfest Hamburg 2010

Filmfest Hamburg 2010 @ Cinemaxx Dammtor

Mein bisheriger Favorit beim Filmfest Hamburg ist die aufwühlende Doku „The Green Wave“ (offizielle Homepage), die heute (Samstag, 9. Oktober 2010), um 17.15 Uhr im oberen Saal des Passage-Kinos wiederholt wird.


Bei der Premiere am Mittwoch berichtete Regisseur Ali Samadi Ahadi, dass der Film innerhalb von zehn Monaten entstand – als Reaktion auf die Massenproteste nach den iranischen Präsidentschaftswahlen 2009. Er selbst stammt aus dem Iran, ist aber mittlerweile deutscher Staatsbürger. Und darf nicht mehr in sein Heimatland einreisen.

Er entschied sich für einen stimmigen Kunstgriff: Da es zu vielen der beklemmenden Ereignisse kein Videomaterial gibt, erstellte er aus Blog-, Facebook-, YouTube- und Twitter-Beiträgen fiktive Biografien zweier Studenten. Die beiden treten als animierte Figuren auf, die das wenige (und zum Schutz der Beteiligten verpixelte) Videomaterial sowie Interviews mit Augenzeugen durch oft literarisch anmutende Darstellungen ergänzen.

Das funktioniert besser, als ich zu Anfang annahm. Die unzweifelhaft per Video und per Augenzeugenberichten dokumentierten Ereignisse sind in ihrer Brutalität so schockierend, dass es keine Rolle mehr spielt, ob wirklich jeder einzelne der „Tweets“, die zum Stimmungsbild der beiden fiktiven „Erzähler“ beitrugen, sorgfältigst auf Authentizität überprüft wurde. Im Zweifelsfall ist die nicht nur in „The Green Wave“ belegte Realität schlimmer.

Eine der beiden ErzählerInnen ist übrigens die wunderbare iranischstämmige Schauspielerin Pegah Ferydoni, die in der Grimme-Preis-gekrönten ARD-Serie „Türkisch für Anfänger“ komödiantisch brillierte und zudem u. a. in Shoja Azaris deutsch-österreichisch-französisch koproduzierten Kinofilm „Women Without Men“ auftrat. (Ihr animierter Charakter scheint rein optisch der echten Pegah Ferydoni nachempfunden zu sein.)

Pegah Ferydoni gehörte zu einer Gruppe von 30 bis 40 Projektbeteiligten, die laut Ali Samadi Ahadi rund zehn Monate lang teilweise fast rund um die Uhr rotierten.

Der Regisseur hob bei der Weltpremiere am Mittwoch besonders den Komponisten Ali N. Askin hervor, der den kompletten Soundtrack von „The Green Wave“ innerhalb einer Woche fertigstellte. Diese Hetze hört man dem Soundtrack allerdings nicht an. (Auch Ali N. Askin war übrigens für „Türkisch für Anfänger“ tätig.)

Ich sollte hinzufügen, dass der Film nichts für zartbesaitete Kinogänger ist. Die vorgelesenen Web-2.0-Beiträge sind teilweise noch verstörender als die per Videoclips dokumentierten Metzeleien, da sie zum Grauen eine persönliche Perspektive hinzufügen.

Ich empfehle heute noch zwei weitere Filme:

  • Armadillo **** (DK/SE 2010)
    >> Brutal offene Doku über junge dänische ISAF-Soldaten, die Taliban-Töten als lustiges Abenteuer sehen. <<
    (21.30 Uhr, Abaton, großer Saal – weitere Infos und Trailer auf dieser Seite)
  • Vavien **** (TR 2009)
    >> Schwarzhumorige Komödie über anatolische Kleinstadtfamilie. Großartig gezeichnete Typen, ist mir aber insgesamt nicht böse genug. <<
    (19.45 Uhr, Cinemaxx 2 – Trailer auf dieser Seite)

Vorherige Filmfest-Beiträge:
Das erste Wochenende beim Filmfest Hamburg 2010: Tweets, Trailer, Termine
Filmfest Hamburg 2010: Tag 5 (Montag)
Filmfest Hamburg 2010: Tag 6 (Dienstag)
Filmfest Hamburg 2010: Tag 7 (Mittwoch)
Filmfest Hamburg 2010: Tag 8 (Donnerstag)

42 Antworten

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  1. Leider ist der Film nicht so realitätsnah, wie manche ihn gerne hätten. Alle Schikanen, die für eine gründliche Dokumentation der Ereignisse nach den Wahlen 2009 bestanden haben können nicht begründen, warum ausschließlich Anhänger der Gegner Ahmadinejads zu Wort kommen. Niemand würde eine Dokumentation über die Lage in Deutschland unkritisch bewerten, in der ausschließlich linke, grüne und liberale Oppositionelle als Informationsquelle herangezogen würden. Erst Recht nicht, wenn man das große Spektrum an Meinungen, das innerhalb dieser Opposition besteht alles in einen Fabrtopf (grün) werfen würde.

    Bedauerlicherweise war selbst die Propagandadokumentation des iranischen englischsprachigen Senders Press TV anlässlich des Jahrestages der iranischen Präsidentschaftswahlen bei weitem objektiver. Ganz abgesehen davon, ob die Wahlen gefälscht waren oder nicht, denn dort kamen im Gegensatz zu Samadis Film Anhänger aller Kandidaten zu Wort. Wir können nicht ständig mit dem Finger auf vermeintliche Regimepropaganda in Iran zeigen und selbst nur die Stimmen aus Iran zu uns durchsickern lassen, die uns gerade gut ins Bild passen. Interessant dazu auch folgender Artikel auf Irananders: http://irananders.de/nachrichten/news/article/arte-dokumentation-von-ali-samadi-ahadi.html

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    Leo Schmitt

    15. Oktober 2010 at 18:40

  2. @Leo: Du behauptest, „The Green Wave“ sei „nicht so realitätsnah, wie manche ihn gerne hätten“. Was heißt das genau? Haben die geschilderten Ereignisse deiner Meinung nach so nicht stattgefunden? Hältst du die gezeigten Video-Dokumente (oder zumindest manche von ihnen) für Fälschungen?

    Die Dokumentation dreht sich um Augenzeugenberichte von Demonstranten der so genannten „grünen Revolution“. Die wissen selbst am besten, was ihnen widerfahren ist.

    Ich habe gerade einen Artikel über den Tod von Neda Agha-Soltan gefunden: http://www.independent.co.uk/news/world/middle-east/for-the-love-of-neda-iran-angered-by-new-film-2005435.html

    Er bezieht sich auch auf offizielle Stellungnahmen: „(…) Iranian officials have tried to blame Neda’s death on everyone from the doctor who held her dying in his arms to those who shot the video footage that showed the world what had happened. They even said she was alive in Greece.“

    Ich denke nicht, dass „The Green Wave“ von solchen Statements profitiert hätte. Siehst du das anders?

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    pjebsen

    16. Oktober 2010 at 21:47

  3. @pjebsen, Du fragst mich Fragen, die ich in meinem Kommentar eigentlich schon beantwortet hatte. Ich habe sicher nicht gesagt, dass diese Ereignisse nicht stattgefunden hätten. Schau ihn Dir bitte noch einmal an:

    „Niemand würde eine Dokumentation über die Lage in Deutschland unkritisch bewerten, in der ausschließlich linke, grüne und liberale Oppositionelle als Informationsquelle herangezogen würden. Erst Recht nicht, wenn man das große Spektrum an Meinungen, das innerhalb dieser Opposition besteht alles in einen Fabrtopf (grün) werfen würde.“

    Der Film betrachtet einfach nur die eine Seite. Das geht für mich absolut nicht als Dokumentation durch. Wie schon erwähnt, selbst die Produktion vom iranischen Sender Press TV war objektiver. Die hat alle zu Wort kommen lassen.

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    Leo Schmitt

    17. Oktober 2010 at 1:47

  4. Am Jahrestag der Ermordung brachte Press TV ( http://www.youtube.com/watch?v=N6DO9bo4HeI&feature=related ) eine Dokumentation mit Augenzeugen und Freunden von Neda. Die Dokumentation wurde auch ins Persische übersetzt und im Kanal 3, den hauptsächlich junge Iraner sehen, ausgestrahlt. Diesmal waren die Macher der Sendung Iraner/innen, die im Westen aufgewachsen waren.

    In der neuen Dokumentation werden viele neue Fragen aufgeworfen. Man führt Gespräche mit den behandelnden Ärzte und Krankenschwestern. Es wird weiterhin die Autopsie Nedas dargestellt. Nach dem Mord Nedas kursierten fälschlicherweise Gerüchte im Internet und in westlichen Medien, dass bei Neda angeblich nie eine Autopsie erfolgt sei und ein Basij sie getötet hätte. Das Beschuldigte Basij-Mitglied und ein weiterer Augenzeuge, der der Freund von Dr. Arasch Hejazi ist, sind auch Interviewpartner in der Sendung. Arasch Hejazi ist einer in Großbritannien lebender Arzt, der die Wiederbelebungsversuche an Neda durchgeführt hat, am nächsten Tag zurück nach Großbritannien flog und Interviewpartner von etlichen Medien wurde. Nach Angaben von Dr. Arasch Hejazi hatte ein Basij-Mitglied Neda ermordet.

    Die Dokumentation endet mit der Frage, wer die Frau war, die sich auf der gleichen Straße befand, wo Neda ermordet wurde, die stets ihre Hand in ihre Handtasche hielt und die Straße nach dem Mord unverzüglich verließ. Nach Angaben von Beobachtern im Iran, die anlässlich der Dokumentation BBC Persia anriefen, hatte die Sendung einen erheblichen Einfluss auf die Iraner ausgeübt.

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    Klaus L.

    17. Oktober 2010 at 15:01

  5. Die Quellen des Filmes sind auch nicht unbedingt die Obejktivsten:

    Die Forschungen des US-amerikanischen Instituts World Public Opinion ( http://www.worldpublicopinion.org/pipa/pdf/feb10/IranElection_Feb10_rpt.pdf ) stellten fest, dass iranische Wähler, die regelmäßig das Internet benutzen doppelt so viel Mousavi gewählt haben als Ahmadinejad. Unter diejenigen die das Internet noch nie benutzt haben ist es gegenteilig: fast dreimal soviel bevorzugte diese Gruppe Ahmadinejad vor Mousavi. Und diejenigen, die das Internet kaum benutzen, kreuzten bei Ahmadinejad mehr als dreimal soviel als bei Mousavi.

    Ergo lag es auf der Hand, dass man in Facebook, Twitter & Co. fast nur Anliegen der Opposition zu lesen war. Abgesehen davon haben nur Eindrittel der Iraner/innen einen Internetzugang.

    In diesem ZusammenhangI eine interessante Lektüre von Foreign Policy, zusammengefasst von intern.de : http://irananders.de/nachrichten/news/article/Twitter-Revolution-der-Gruenen-Bewegung-war-nicht-real.html

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    Klaus L.

    17. Oktober 2010 at 15:11

  6. @Leo: Ich habe dir keine Fragen gestellt, die du schon beantwortet hast. Statt dessen habe ich u. a. die Meinung geäußert, dass ein Film, der ein Ereignis aus dem Blickwinkel von Augenzeugen einer bestimmten Strömung schildert, nicht hundertprozentig objektiv sein muss.

    Du sagst, dass die Ereignisse stattgefunden haben. Und ignorierst meine Frage, ob du die Videodokumente im Film für Fälschungen hältst. Das werte ich mal als eine Anerkennung der Tatsache, dass der Film doch REalität abbildet (= realiätsnah ist).

    Zu den Ereignissungen gehörten Folter und Tötungen. Fehlen dir in dem Film allen Ernstes Aussagen von Tätern oder von Menschen, welche die geschilderten Taten bzw. ihre Auftraggeber gutheißen?

    @Leo und @Klaus: Ich kann eine Website wie irananders.de, in der man u. a. verharmlosende Artikel über die Praxis der Steinigung findet („Problemfeld Steinigung“) nicht als seriöse Quelle ernstnehmen.

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    pjebsen

    17. Oktober 2010 at 16:43

  7. Hier wird wieder das typische Problem deutlich, das bei der Bewertung Irans auftritt, sei es seitens Politiker oder seitens des eines durchschnittlichen Medienkonsumentes: Die fehlende Differenzierung. Kritisiert man einen Film, der alles andere als objektiv ist und als pure Propaganda bezeichnet würde, wenn es sich um einen Film aus Russland, China oder direkt aus Iran handeln würde, wird man in die Nähe irgendwelcher Folterknechte gerückt. Gegenfrage, was würdest Du davon halten, wenn ich dich polemisch fragen würde, ob Du alle Filme, in denen Polizistenmörder (Ja, es wurden mehrere Polizisten seitens der „grünen Bewegung“ getötet) total einseitig als Freiheitskämpfer dargestellt werden so bewunderst? Es ist verdammt schwer zuzugeben, dass man sich mit einer Sache eigentlich nicht wirklich auskennt, weil man sich immer nur eine Sache angehört hat. Stattdessen ist es viel einfacher immer tiefer in die Undifferenziertheit reinzukriechen, z.B. in dem man aus einer Beschreibung der sozi-strukturellen Umstände und ideologischen Hintergründe, die zu einer Steinigung führen könnten (was sie in dem Fall nicht getan haben) einfach mal eine Verharmlosung oder Apologie macht. Wen jucken schon die 40 Millionen Iraner, die allen objektiven Anschein nach – auch westliche Umfragen bestätigen dies- hinter Ahmadinejad stehen? Die Meinung ist gebildet, sie ist schwarz-weiß, es ist nun klar, wer Freund und wer Feind ist und das macht die Welt sehr einfach zu verstehen. Herzlichen Dank

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    Leo Schmitt

    17. Oktober 2010 at 17:02

  8. @Leo: Sind die von dir angeführten Polizistenmorde irgendwo dokumentiert?

    Ich bilde mir meine Meinung als Demokrat und Ignostiker u. a. aufgrund folgender Abschnitte in Wikipedia:

    >> Der Revolutionsführer, seit 1989 Seyyed Alī Chāmene’ī, hat die uneingeschränkte Macht und ernennt die obersten Richter (allesamt Geistliche) und ist auch Oberkommandierender der Streitkräfte. Er wird vom Expertenrat auf Lebenszeit gewählt. Dieser wird wiederum alle acht Jahre vom Volk gewählt, wobei der Wächterrat die Kandidaten genehmigen muss.

    In Artikel 57 der iranischen Verfassung wird die staatliche Gewalt, also Legislative, Exekutive und Judikative, der religiösen Führung (welayat-e faghi) unterstellt. Alle drei Gewalten sind somit nicht autonom in ihren Entscheidungen, sondern abhängig vom geistlichen Führer Rahbar. <<

    >> Freedom House bewertet das politische System des Iran im Jahr 2010 als „nicht frei“, mit großen Mängeln in den Bereichen der politischen Rechte, der Bürgerrechte und der Pressefreiheit. Im Demokratieindex von 2008 wird es als „autoritäres Regime“ eingestuft, wobei der mangelhafte Wahlprozess und die fehlende Akzeptanz der gesellschaftlichen Pluralität besonders negativ auffallen. Im Internationalen Korruptionsindex belegte der Iran im Jahr 2009 Platz 168 von 180. Der gegenwärtige Verteidigungsminister Ahmad Vahidi wird von der Argentinischen Justiz und von Interpol wegen Mordes gesucht, so wie der ehemalige Geheimdienstminister Ali Fallahian. <<

    Wenn du mir nachweisen kannst, dass Wikpedia hier irrt, revidiere ich meine Meinung gegebenenfalls.

    Ich gebe gern zu, dass ich kein Iran-Experte bin und bin stets offen für mir bislang unbekannte Fakten. Unterstell mir also gefälligst keine Vorurteile.

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    pjebsen

    17. Oktober 2010 at 17:52

  9. @Leo, P.S.: Es gibt übrigens Bereiche, in denen ich guten Gewissens gänzlich undifferenziert Schwarz-Weiß-Malerei betreibe. So sind für mich etwa Todesstrafe und Steinigungen (egal, in welchem Land sie aus welchen Gründen praktiziert werden) barbarisch. Punkt.

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    pjebsen

    17. Oktober 2010 at 18:01

  10. Du gibst selbst zu nicht besonders viel Ahnung von der Sache zu haben, hast einige Posts vorher aber dennoch schon Urteile gefällt und bittest mich nun „gefälligst“ Dir keine Vorurteile zu unterstellen? Ich lasse das mal so stehen.

    Ich weiß jetzt nicht, wie das Thema hier aufgetaucht ist, das Du aus Wikipedia zitiert hast. Was soll mir das jetzt sagen? Ich dachte es geht um das absolute Fehlen von Objektivität im oben diskutierten Film. Auch ein klassisches Problem bei der Bewertung Irans bei uns im Westen. Aus allem wird versucht ein Rundumschlag durch alle Probleme, strukturellen Schwächen und Andersartigkeiten der Islamischen Republik Iran zu machen. So bleibt man nie beim Thema und Experten, die sich mit Iran auskennen und nicht gleich das ganze Land als Bösewicht diffamieren wollen kommen aus dem richtigstellen von falschen Informationen garnicht mehr heraus.

    PS, wenn Du wirklich offen bist, solltest Du nicht gleich eine Informationsquelle schlecht reden, bevor Du sie Dir überhaupt wirklich angeschaut hast. Viele Vorurteile werden aud Irananders nämlich richtiggestellt.

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    Leo Schmitt

    17. Oktober 2010 at 18:03

  11. @Leo: Ja, ich gestehe: Wenn es um autoritäre Regimes geht, bei denen z. B. laut Amnesty International „Folter und Misshandlungen an Gefangenen“ an der Tagesordnung sind, habe ich spontan einen gewissen Sympathiebonus für gewaltfreie Oppositionsbewegungen.

    Ich wiederhole meine Frage: Sind die von dir angeführten Polizistenmorde durch Mitglieder der „grünen Bewegung“ (mit Sicherheit nicht, wie du behauptest, durch *die* „grüne Bewegung) irgendwo dokumentiert?

    Du bringt zudem keinerlei Belege für deine anfängliche Behauptung, „The Green Wave“ sei „nicht so realitätsnah, wie manche ihn gerne hätten“. Ganz im Gegenteil: Du erklärst, die geschilderten Ereignisse hätten stattgefunden, und scheinst auch die im Film gezeigten Videos für authentisch zu halten.

    Was stört dich denn jetzt genau? Dass keine Freunde des Regimes, bei dem die im Film beschriebenen Folter und Misshandlungen üblich sind, zu Wort kommen?

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    pjebsen

    17. Oktober 2010 at 18:36

  12. Getötete iranische Sicherheitskräfte:

    http://www.washingtonpost.com/wp-dyn/content/article/2009/07/27/AR2009072702541.html

    http://articles.sfgate.com/2009-07-28/news/17218209_1_basij-revolutionary-guards-protesters

    Soweit zur gewaltfreiheit.

    Eine Frage: Wieso machst Du dir hier plötzlich so eine Mühe zu differenzieren zwischen „Mitgliedern der Grünen Bewegung“ und „*die* Grüne Bewegung“? Wieso versagt diese Fähigkeit der Differenzierung beim „Regime, bei dem Folter und Misshandlungen üblich sind“, wo doch der von Dir oben zitierte Machthaber des Staates sich selbst gegen die Folterer gestellt hatte und sich für deren Verurteilung ausgesprochen hat? (vgl. http://irananders.de/nachrichten/news/article/kahrizak-todesstrafen-gegen-mitglieder-der-sicherheitskraefte.html und auch http://irananders.de/nachrichten/news/article/kahrizak-suspendierung-eines-hohen-staatsverantwortlichen.html)

    Ich glaube ich kenne die Antwort: Du hast dir nie die Mühe gemacht auch nur eine kompetente iranische Stimme anzuhören, die die Islamische Republik Iran nicht per se verteufelt.

    Und ja, es stört mich, dass so viele einen Film als Dokumentation ernst nehmen, der die Stimmen der Mehrheit eines 70 Millionen-Volkes bei einer Wahl ignoriert, nur weil er sie eine Sympathie für die Opposition haben. Genau das macht auch den Film realitätsfern. Ich wiederhole mich noch einmal zur Realitätsferne des Films:

    „Niemand würde eine Dokumentation über die Lage in Deutschland unkritisch bewerten, in der ausschließlich linke, grüne und liberale Oppositionelle als Informationsquelle herangezogen würden. Erst Recht nicht, wenn man das große Spektrum an Meinungen, das innerhalb dieser Opposition besteht alles in einen Fabrtopf (grün) werfen würde.“

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    Leo Schmitt

    17. Oktober 2010 at 19:22

  13. Falls Du immernoch an die Gewaltfreiheit der Demonstranten glaubst: http://www.youtube.com/watch?v=jm0vktJW6DY

    Wir vertrauen dagegen nur unserer westlichen Presse und bilden uns ein objektives Bild über Iran zu haben. Und dann wird manch einer sogar beleidigt, wenn man ihm suggerieren möchte, dass er Vorurteile hat.

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    Leo Schmitt

    17. Oktober 2010 at 19:28

  14. Eine Frage:

    Wir haben mehrere Zeitungen, Nachrichtenagenturen und Fernsehsendern in Deutschland. Nachweislich ist es noch so, dass alle von ihnen stets die Wahrheit sagen. Dabei geht es mir gar nicht um den Iran, sondern ganz allgemein. Lehnst du nun jetzt alle Nachrichten und Analysen von ihnen ab? Denn genauso verfährst du mit Irananders.

    Im Allgemeinen ist es so, dass wenn man eine Info oder Analyse liest, die einen – aus welchen Gründen auch immer – nicht passt und man sie ablehnen will, einen Schwachpunkt sucht zu finden. Du hast bei Irananders wohl das Thema Steinigung gefunden (im übrigen sehe ich dort keine Verharmlosung, wenn man ganz nüchtern, sachlich damit wissenschaftlich – ohne die ständigen und den Ratiobehinderlichen Etiketten „barbarisch“, „grausam“, „schrecklich“ etc. behandelt). Nun basierend darauf lehnst du nun alle andere Informationen und Analysen unreflektiert von Irananders ab, weil es von Irananders ist. Dabei sind Analysen etwas ganz anderes als Informationen. Analysen sind die Bewertung und Einordnung von Informationen. Da macht es keinen Unterschied, ob diese von dem Teufel, Gott oder Mutter Teresa ist. Analysen kann man rational nachvollziehen und dagegen Stellung beziehen, eine einfache Ablehnung allein wegen des Urhebers ist in diesem Fall nicht möglich. So eine Ablehnung ist nur bei Informationen gültig, wo es um die Quelle geht. Die Quelle von Irananders in meinen verlinkten Artikel war Foreign Policy.

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    Klaus L.

    17. Oktober 2010 at 19:32

  15. <>

    „Freunde des Regimes“ hört sich übel an, aber in eine Dokumentation sollten immer alle Parteien zur Wort kommen, sonst ist es keine Doku, sondern ein Propagandafilm. Die Kritik von Irananders kann ich wärmstens empfehlen: http://irananders.de/analysen/news/article/arte-dokumentation-von-ali-samadi-ahadi.html

    Es ist allgemein bekannt (steht nicht im englischen Wiki?), dass auch Polizisten in den Zusammenstößen umkamen. Hier keine Dokumentation, aber zumindest ein anderer Bild über die Proteste (in der Endphase): http://irananders.de/mediathek/news/article/thailands-roten-und-irans-gruenen.html

    Was mich persönlich an der hiesigen Berichterstattung stört, dass man mit der Opposition gar nicht kritisch umgeht, wobei sie ebenfalls ihre Anhänger angeheizt haben. Die Frage der Wahlfälschung erhält hier eine zentrale Bedeutung: „Die Demonstrationsfreiheit ist in der Tat ein hohes Gut. Die Demonstrationen der „Grünen Bewegung“ richteten sich aber gegen die demokratische Mehrheitsentscheidung des Volkes, welche gegenüber allen anderen Rechten Vorrang genießt. Das heißt, je nach dem wie man zu den Authentizität der Wahlen steht, entstehen auch unterschiedliche Einordnungen und Kategorisierungen. Das bedeutet, wenn man im Westen von der Richtigkeit der Wahlen ausging, hätte man Mousavi und Karoubi zwingend Verantwortungslosigkeit vorgeworfen. Die Dokumentation von Samadi beginnt daher methodisch richtig, geht jedoch dann völlig in die Irre, da sie von der Wahlfälschung ausgeht.“

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    Klaus L.

    17. Oktober 2010 at 19:53

  16. @Klaus: Zu deiner Frage: Wenn Medien tendenziös berichten, bin ich bei ihnen natürlich skeptischer als bei anderen, die einen sachlicheren Eindruck machen.

    Re: „in eine Dokumentation sollten immer alle Parteien zur Wort kommen“ – Erzähl mir bitte mal, wie es möglich sein soll, z. B. die im Film beschriebenen Folterknechte oder Prügelpolizisten dazu zu bekommen, ihre Seite der Geschichte darzustellen.

    Re: „Es ist allgemein bekannt (steht nicht im englischen Wiki?), dass auch Polizisten in den Zusammenstößen umkamen.“ – Kennst du dokumentierte Details? Unkommentierte YouTube-Prügelszenen sind wohl nicht sonderlich aussagekräftig.

    Du zitierst (wen/was auch immer): „Die Demonstrationen der ‚Grünen Bewegung‘ richteten sich aber gegen die demokratische Mehrheitsentscheidung des Volkes, welche gegenüber allen anderen Rechten Vorrang genießt.“ – Das setzt natürlich voraus, dass es sich um eine demokratische Mehrheitsentscheidung handelte. Genau das bezweifeln viele, und zwar nicht nur die im Film gezeigten Demonstranten.

    Beispiel aus Wikipedia: „Der Staatsminister im Auswärtigen Amt, Gernot Erler, erläuterte im Deutschlandfunk, es habe ‚eine eigentlich viel zu frühe Verkündung eines Endergebnisses gegeben, als noch gar nicht ausgezählt sein konnte. In der Addition der Stimmenanteile habe es einmal 108 Prozent, einmal 94 Prozent gegeben.'“

    Du zitierst weiter: „Das bedeutet, wenn man im Westen von der Richtigkeit der Wahlen ausging, hätte man Mousavi und Karoubi zwingend Verantwortungslosigkeit vorgeworfen.“ – Ging/geht man deines Wissens „im Westen“ von einer Richtigkeit aus? Unter den ersten Gratulanten zum angeblichen Wahlsieg Ahmadinedschads befanden sich Musterdemokratien wie Syrien, China, Nordkorea, Syrien und Sudan.

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    pjebsen

    17. Oktober 2010 at 20:30

  17. Zitat: „Unkommentierte YouTube-Prügelszenen sind wohl nicht sonderlich aussagekräftig.“

    Vielen Dank für das ignorieren meines kompletten Kommentars davor.

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    Leo Schmitt

    17. Oktober 2010 at 20:43

  18. @Leo, ich habe deine vorigen Kommentare erst jetzt gesehen.

    Auch in den von dir verlinkten Artikeln der Washington Post und von SFGate.com stehen die Misshandlungen inhaftierter Oppositioneller im Vordergrund. Zum Schluss wird noch angehängt, dass sieben Basij-Mitglieder ums Leben gekommen seien (nach offiziellen Angaben).

    Ich habe nie behauptet, dass die Demos komplett gewaltfrei waren. Woher sollte ich das wissen?

    Du fragst: „Wieso machst Du dir hier plötzlich so eine Mühe zu differenzieren zwischen ‚Mitgliedern der Grünen Bewegung‘ und ‚*die* Grüne Bewegung‘?“ – Weil man mögliche Gewalttaten, die über Selbstverteidigung hinausgehen, nicht der Bewegung an sich in die Schuhe schieben kann. Die Menschenrechtsverletzungen durch offizielle Kräfte hingegen scheinen systemimmanent zu sein.

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    pjebsen

    17. Oktober 2010 at 20:45

  19. Dein Kommentar um 18:36h: „[…]habe ich spontan einen gewissen Sympathiebonus für gewaltfreie Oppositionsbewegungen.“ Tut mir Leid, dann habe ich diesen Kommentar wohl falsch verstanden und Du meintest nicht Iran oder?

    „Die Menschenrechtsverletzungen durch offizielle Kräfte hingegen scheinen systemimmanent zu sein.“

    Scheinen zu sein. Ich hatte dir auch belegt, dass Kräfte, die so etwas verbrochen haben auch in Iran nicht einfach so davon kommen. Darüber hinaus ist der Maßstab, den Du an Iran legst ein ganz falscher. Das Land hat sich mit massenhaft Toten 1979 die Freiheit von einem westlich gestützten Diktator erkämpft und hat fast unisono die Islamische Republik als ihr gewünschtes System bestätigt. Dass das Land nach acht Jahren Krieg gegen einen vom Westen aufgerüsteten Westen, 30 Jahren US-Sanktionen, ständigen unverblümten Drohungen mit bunkerbrechenden Atomwaffen angegriffen zu werden, dass das Land nach alledem strukturelle Schwächen im Umgang mit innenpolitischen Gegnern hat, macht die Folterungen nicht systemimmanent. Es ist eher das schwarz-weiß denken, dass uns zu solchen Urteilen führt. Die Besatzung fremder Länder und Kriege, die zu Millionen von Toten führen sind sicher auch nicht für westliche parlamentarische Demokratien immanent, auch wenn diese Symptome bei diesen Systemen auftreten.

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    Leo Schmitt

    17. Oktober 2010 at 20:57

  20. „einen vom Westen aufgerüsteten Westen“

    gemeint war natürlich ein vom Westen aufgerüstetem Saddam

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    Leo Schmitt

    17. Oktober 2010 at 20:58

  21. @Leo: Ich lege bei solchen Debatten meine Maßstäbe an. Meinen Maßstäben zufolge sind z. B. Todesstrafe, Steinigungen, brutale Verfolgung politisch Andersdenkender sowie Folter und Misshandlungen Inhaftierter barbarisch. Solche Maßstäbe „falsch“ zu nennen, ist verdammt anmaßend. Wenn du andere Maßstäbe anlegst, ist das deine Sache – ich werde das nicht werten.

    Re: >> Das Land hat (…) fast unisono die Islamische Republik als ihr gewünschtes System bestätigt << – Wie definierst du in diesem Zusammenhang „unisono“? Per Akklamation? Per demokratischer Wahl?

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    pjebsen

    17. Oktober 2010 at 21:34

  22. 98% der Bevölkerung bestätigte per Referendum die Islamische Republik als Herrschaftsform für Iran nachdem der Schah per Revolution abgesetzt wurde. Später hat es noch eine wesentliche Verfassungsänderung gegeben, die ebenfalls vom Volk bestätigt werden musste.

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    Leo Schmitt

    17. Oktober 2010 at 21:46

  23. @Leo: Zur Verfassungsänderung heißt es bei Wikipedia: >> Nach offiziellen Angaben lag die Zustimmung wie schon bei dem Referendum vom 31. März bei nahezu 100 %, andere Quellen sprechen jedoch nur von etwa 60 %. << 60 % wären zwar immer noch eine Mehrheit, aber kaum „unisono“.

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    pjebsen

    17. Oktober 2010 at 22:05

  24. Angenommen etwa 60% wären richtig (was ich bisher nicht einmal in den Iran-feindlichsten Blättern gelesen habe und wobei hier nicht einmal die Quelle genannt ist und es sich um einen Wikipedia-Eintrag handelt, den jeder bearbeiten kann). Sind 60% nicht die Mehrheit eines Volkes? Ich weiß nicht wohin diese Diskussion führen soll.

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    Leo Schmitt

    17. Oktober 2010 at 22:08

  25. @Leo: Weißt du zufällig, ob Frauen (die nach dem Referendum viele Berufe nicht mehr ergreifen durften) damals mit abstimmen durften?

    Der Volkswille kann sich innerhalb von 30 Jahren (das ist mehr als eine Generation!) ändern. In Demokratien dürfte es mehr Möglichkeiten geben, konstruktiv auf diesen Umstand zu reagieren, als in religiös dominierten Republiken.

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    pjebsen

    17. Oktober 2010 at 22:16

  26. Ja, Frauen durften mit abstimmen und da hat sich auch nichts dran geändert.

    Was über die Verfassung abstimmen und Demokratien angeht: Deutschland ist eine parlamentarische Demokratie und hier durfte man nie über das Grundgesetz abstimmen. Das hat nach dem Krieg der Parlamentarische Rat gemacht und seitdem niemand mehr. Das Grundgesetz beinhaltet in Artikel 146 sogar eine Passage, in der es heißt, dass das Grundgesetz (das ja eigentlich nur provisorisch war) dann seine Gültigkeit verliert, wenn das deutsche Volk sich eine Verfassung anlegt. Wird aber nicht gemacht (http://dejure.org/gesetze/GG/146.html)

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    Leo Schmitt

    17. Oktober 2010 at 22:24

  27. @Leo: Es ist mir schleierhaft (passt ja gut), wie Frauen für ihre eigene Diskriminierung stimmen können. Aber ich verstehe ja auch nicht, wie Frauen Mitglied einer Organisation sein können, in denen ihnen bestimmte Führungsposition verwehrt bleiben (= katholische Kirche).

    Obwohl die parlamentarische Demokratie in Deutschland sicherlich ebenfalls optimierungsfähig ist, schätze ich das Ausmaß an individuellen Grundrechten – vor allem im Vergleich zum Iran.

    Um noch mal kurz auf „The Green Wave“ zurückzukommen: Der von dir selbst erwähnte Artikel der Washington Post aus dem Juli 2009 beginnt mit der Festellung, dass sogar die Führungselite des Landes über Misshandlungen von Demonstranten durch Offizielle besorgt sei:

    >> Top Iranian leaders on Monday called for greater protection for opposition demonstrators arrested during this summer’s protests after at least three were reported in recent days to have died in custody.<

    The calls reflect concern, even among Iran’s ruling elite, that some of those detained are being mistreated by officials and groups operating under the authority of the powerful Revolutionary Guards, which has taken an ever larger role in Iranian affairs since protests over June’s disputed presidential election triggered a huge crackdown. <<

    So realitätsfremd kann „The Green Wave“ nicht sein, wenn selbst
    Führungskräfte (inklusive Ayatollah Ali Khamenei) die im Film dokumentieren Missstände bestätigen.

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    pjebsen

    17. Oktober 2010 at 22:46

  28. @Leo, P.S.: Wenn ich so drüber nachdenke, ist es in der Tat bedauerlich, dass in „The Green Wave“ vor allem Mitglieder der „Grünen Bewegung“ zu Wort kommen. Der Film hätte vielleicht noch mehr Gewicht, wenn auch die in der Washington Post zitierte Führungselite in O-Tönen den brutalen Umgang mit den Demonstranten angeprangert hätte.

    Leider darf Regisseur Ali Samadi Ahadi nach eigenen Angaben nicht in den Iran einreisen. So weit geht die Offenheit denn doch nicht.

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    pjebsen

    17. Oktober 2010 at 22:52

  29. Verfasser des von Klaus verlinkten IranAnders.de-Beitrags ist Shayan Arkian, Ko-Autor des nicht unumstrittenen Jürgen Elsässer.

    Der gratulierte Ahmadinedschad in seinem Blog mit folgenden charmanten Worten:

    >> Eine schöne Schlappe für den Imperialismus im Iran! Schon die zweiten Wahlen dieses Jahr vergeigt. Zuerst in Moldawien, wo die Twitter- und Facebook-Revolution voll in Arsch ging. (…) Und jetzt Iran. Der Präsident hat klar gewonnen. Und die Leute, die dagegen demonstrieren, sind erkennbar eine kleine Minderheit: Die Jubelperser von USA und NATO. (…) Hier wollen Discomiezen, Teheraner Drogenjunkies und die Strichjungen des Finanzkapitals eine Party feiern. Gut, dass Ahmidenedschads Leute ein bisschen aufpassen und den einen oder anderen in einen Darkroom befördert haben. <<

    „The Green Wave“ schildert, was in diesen „Darkrooms“ passierte.

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    pjebsen

    17. Oktober 2010 at 23:30

  30. @Leo Schmitt & @Klaus L., wenn ich mal neugierig fragen darf: Was ist eure persönliche Motivation, euch hier so vehement zu beteiligen?

    Präferiert ihr die islamische Republik selbst als Regierungssystem, oder setzt ihr euch lediglich für das ein, was ihr für Fairness haltet z B. bei der Berichterstattung über den Iran)? (Oder ist es noch was anderes?)

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    pjebsen

    18. Oktober 2010 at 0:13

  31. Vielleicht kann man die Diskussion so zusammenfassen:

    Leo schreibt eine Kritik gegen den „Dokufilm“ von Ahadi. pjebsen protestiert dagegen und führt andere Punkte an, die nichts mit der Kritik an den Film zu tun haben. Dadurch gerät Leo in eine Diskussion. Am Ende heißt es, weshalb man so viel Motivation hat an der Diskussion sich zu beteiligen.

    Also ich habe kein Lust mehr. Man bringt Argumente, worauf zum Teil keine Gegenargumente kommen, sondern: der und der ist Ko-Autor von dem und dem. Und der und der kann man nicht vertrauen, weil die sonst nichts von dem schreiben was ich weiß usw. usf.

    Ich glaube sowieso, dass man die ganze Zeit aneinander vorbei redet. Es geht nicht um die Brutalität, die in dem Doku wiedergegeben wird. Sondern es fängt schon damit an, dass man unterstellt, dass die Grüne Bewegung ein revolutionäres Ziel hatte. Das hatte es mit Verlaub nicht gehabt. Wer das sagt, spielt eigentlich in den Händen von Ahmadinejad & Co. Sondern es ging um Wahlfälschung gegen ihren Kandidaten, der zuvor vom Wächterrat die Erlaubnis zur Kandidatur erhielt! Also einen Regimetreuen Kandidaten! Der zweite Punkt ist, dass in dem Film das Regime als einheitlich dargestellt wird und die Brutalität als Systemimannent. Das wegen all den Verbrechen in Kahrzizak, was vorzüglich in der Doku gezeigt wird, sogar Todesstrafen gegen das Gefängnispersonal ausgesprochen wurde, wird völlig verschwiegen. Dass das Gefängnis geschlossen wurde erfährt der Zuschauer auch nicht. Also sorry, die Doku ist nicht vollständig, und daher nicht seriös.

    PS. Noch was wegen der Fälschung. Hätte es eine Fälschung gegeben, dann gibt es auch keinerlei Berechtigung die Seite der Fälscher zur Wort kommen zu lassen. Weiß man aber nicht, dass eine Fälschung stattgefunden hat oder es hat keine Fälschung statt gefunden (wie zigfach belegt!), dann müsste die Doku viel mehr die Ursachen der Demos beleuchten und damit beide Parteien zur Wort lassen. Hier die Ursachen der Unruhen: http://irananders.de/fileadmin/pdfs/Die_gescheiterte_Gruene_Bewegung.pdf Aber ich weiß, Sie werden es eh nicht lesen, weil der Verfasser mit dem Bösen im Kontakt steht.

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    Klaus L.

    18. Oktober 2010 at 3:25

    • @Klaus: Deine Polemik ist vollkommen unangebracht. Ich habe niemandem vorgeworfen, „mit dem Bösen“ in Kontakt zu stehen. Ihr scheint ja ganz schön dünnhäutig zu sein. Kann ich bei eurem Thema, der Ausrichtung eurer Site und der Kritik, die ihr sicherlich dafür erntet, gut verstehen.

      >> Das wegen all den Verbrechen in Kahrzizak, was vorzüglich in der Doku gezeigt wird, sogar Todesstrafen gegen das Gefängnispersonal ausgesprochen wurde, wird völlig verschwiegen. <<

      Ja, schade. Die Todesstrafe finde ich, wie gesagt, barbarisch.

      >> Dass das Gefängnis geschlossen wurde erfährt der Zuschauer auch nicht. <<

      Dass das Gefängnis geschlossen wurde, klingt erfreulich. Noch erfreulicher fände ich es, wenn in Irans Gefängnissen die u. a. von Amnesty International festgestellten Folterungen und Misshandlungen komplett unterbunden würden.

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      pjebsen

      18. Oktober 2010 at 21:01

      • <>

        Genau das sehe ich auch so. Aber dafür braucht man keine propagandistische Dokus. Das schadet nur den politischen Prozess im Iran.

        Mit freundlichen Grüßen

        Klaus

        PS. Bin nicht von Iran-anders, sondern nur ein fleißiger Leser.

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        Klaus L.

        18. Oktober 2010 at 21:28

        • Wenn ein kleiner Film dem politischen Prozess im Iran schaden kann, scheint das Regime ja recht instabil zu sein.

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          pjebsen

          18. Oktober 2010 at 21:54

          • Mit politischer Prosess war die Demokratisierung gemeint.

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            Klaus L.

            19. Oktober 2010 at 10:38

  32. Verschrieben:

    Eine Frage:

    Wir haben mehrere Zeitungen, Nachrichtenagenturen und Fernsehsendern in Deutschland. Nachweislich ist es NICHT (und nicht no, veschrieben) so, dass alle von ihnen stets die Wahrheit sagen. Dabei geht es mir gar nicht um den Iran, sondern ganz allgemein. Lehnst du nun jetzt alle Nachrichten und Analysen von ihnen ab? Denn genauso verfährst du mit Irananders.

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    Klaus L.

    18. Oktober 2010 at 3:32

    • @Klaus: Ich habe nie behauptet, dass ich IranAnders.de komplett ignoriere. Ich habe nur erklärt, dass ich bei manchen Medien skeptischer bin als bei anderen.

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      pjebsen

      18. Oktober 2010 at 20:53

  33. @pjebsen

    Kriege beginnen immer in den Köpfen. Die Dämonisierung eines vermeintlichen Feindes stand schon immer am Anfang von Kriegen, angefangen bei Hanibal für die Römer, die Indianer für die europäischen Siedler in Amerika und heute bzw. seit 30 Jahren Iran. Immer gibt es die Schurken vom Dienst. In Afghanistan, faktisch ein NATO-Protektorat bezweifelt keiner mehr die Wahfälschungen Karsais, nicht einmal die NATO-Truppen. Aber obwohl wir da mit für verantwortlich sind, beschäftigen wir uns lieber mit ziemlich sicher nicht getürkten iranischen Wahlen. In Saudi Arabien – ein strategisch Verbündeter des Westens – dürfen Frauen meines Wissens nach kein Auto fahren. In Iran belegen Frauen über 50 % der Studienplätze. Wen haben wir mehr dämonisiert?
    Kurz: Die Motivation ist sicher der Einsatz gegen Krieg. Natürlich hat Iran wie jedes Land auch seine Mißstände. Aber keinem anderen Land wird die Ungerechtigkeit angetan, es auf diese Mißstände zu reduzieren.

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    Leo Schmitt

    18. Oktober 2010 at 14:14

    • @Leo: Wer ist „wir“? Mir kannst du nicht vorwerfen, den Iran stärker zu kritisieren als andere Länder (das Wort „dämonisieren“ ist in diesem Zusammenhang unangebracht). Ich habe mich in meinem Blog noch nicht über Afghanistan und Saudi-Arabien geäußert.

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      pjebsen

      18. Oktober 2010 at 20:58

  34. @pjebsen,

    kann man Dich für eine PM über E-Mail erreichen?

    Gruß

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    Leo Schmitt

    18. Oktober 2010 at 16:48

    • @Leo: Ja, kann man – aber was gibt es per PM zu diskutieren, das nicht öffentlich ausgesprochen werden kann?

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      pjebsen

      18. Oktober 2010 at 21:02


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